Die Kölner haben endlich einen neuen Präsidenten – aber um welchen Preis? Nach fast neun zermürbenden Stunden wählten die Mitglieder des 1. FC Köln in der Nacht zum Dienstag Jörn Stobbe zum Nachfolger von Werner Wolf. Ein Marathon-Meeting, das mehr über den Zustand des Vereins verrät als manch ein Spielergebnis.
Die Zahlen sprechen für sich: 75,4 Prozent der anwesenden Mitglieder stimmten für Stobbe, den bisherigen Interimspräsidenten. Doch der Weg dorthin war ein Spießrutenlauf. Wortgefechte, emotionale Ausbrüche und ein regelrechter Exodus der Mitglieder prägten die Versammlung. Von anfangs 1.800 Teilnehmern hielten nur etwa 900 bis zum bitteren Ende durch.
«Wir müssen jetzt nach vorne schauen und den FC wieder einen», erklärte Stobbe kurz nach seiner Wahl. Keine leichte Aufgabe, denn der Traditionsverein wirkt zerrissen wie selten zuvor. Neben Stobbe wurden auch Carsten Wettich und Eckhard Sauren in den Vorstand gewählt – das Team, das nun den sportlich angeschlagenen Bundesliga-Absteiger wieder auf Kurs bringen soll.
Bemerkenswert war der Abend vor allem durch die unverblümte Kritik vieler Mitglieder am bisherigen Führungsstil. «Transparenz ist keine Einbahnstraße», rief ein sichtlich erregter Fan ins Mikrofon, während andere die finanzielle Situation des Vereins hinterfragten. Besonders die Nachwirkungen der Transfersperre durch die FIFA sorgen weiterhin für Unmut in der Domstadt.
Für Stobbe und sein Team beginnt die Arbeit jetzt erst richtig. Der Wiederaufstieg, die finanzielle Konsolidierung und vor allem: Die zerrissene FC-Familie wieder zusammenzuführen. Ob dieser denkwürdige Wahlabend dafür der richtige Startpunkt war? Die Kölner Fußballseele bleibt skeptisch, aber hoffnungsvoll – wie könnte es beim FC auch anders sein.