Der Duft von frischen Büchern und Kaffee mischt sich in der neuen Zentralbibliothek Dresden-Johannstadt. Hunderte Besucher strömen durch die lichtdurchfluteten Räume, während draußen die Herbstsonne die bunte Fassade zum Leuchten bringt. Die Städtischen Bibliotheken Dresden feiern ihr 150-jähriges Bestehen – ein Jubiläum, das nicht nur die Geschichte des Lesens in Dresden würdigt, sondern auch den Blick in die digitale Zukunft richtet.
«Was als kleine Volksbibliothek begann, ist heute ein modernes Wissenszentrum für alle Dresdnerinnen und Dresdner», erklärt Bibliotheksdirektorin Anke Meyer beim Rundgang durch das neue Gebäude. Über 3,5 Millionen Besucher nutzen jährlich die Angebote der 22 Stadtteilbibliotheken. Der Umzug der Zentralbibliothek vom Kulturpalast in das ehemalige Robotron-Gebäude markiert einen Meilenstein.
Als ich durch die verschiedenen Etagen streife, fallen mir die vielen jungen Familien auf. Eine Mutter aus Striesen erzählt mir: «Wir kommen jetzt viel öfter her. Die Kinderbereiche sind fantastisch gestaltet.» Tatsächlich hat sich das Bibliothekskonzept gewandelt – weg vom reinen Bücherverleih, hin zum gesellschaftlichen Treffpunkt mit Makerspaces und Veranstaltungsräumen.
«Bibliotheken sind Demokratie-Labore«, betont Kulturbürgermeisterin Annette Schmidt. «Sie bieten freien Zugang zu Wissen für alle, unabhängig vom Geldbeutel.» Eine Aussage, die angesichts aktueller gesellschaftlicher Spaltungen besondere Bedeutung gewinnt.
Der Festakt vereint alte Tradition und neue Technik: Während im Eingangsbereich historische Fotos die Entwicklung seit 1874 dokumentieren, können Besucher an digitalen Stationen selbst Teil der Bibliotheksgeschichte werden. Eine gelungene Verbindung, die zeigt: Auch nach 150 Jahren bleiben Bibliotheken relevante Orte der Begegnung – vielleicht sogar mehr denn je in unserer digitalisierten Welt.