Der Münchner Hauptbahnhof gleicht während des Oktoberfests einem bunten Völkerwanderungstreiben. Dirndl, Lederhosen und Trachten aus aller Welt strömen durch die Hallen. Doch neben fröhlichen Wiesn-Besuchern halten auch skurrile Vorfälle die Bundespolizei in Atem. Allein am vergangenen Wochenende mussten die Beamten mehr als 200 Mal einschreiten – deutlich mehr als an normalen Wochenenden.
Ein 33-jähriger Brite sorgte für besonderes Kopfschütteln bei den Einsatzkräften. Nach einer durchzechten Nacht auf der Wiesn entschied er, dass eine Gleisanlage am Ostbahnhof der perfekte Schlafplatz sei. Die Bundespolizei griff ihn gerade noch rechtzeitig auf. «Wir haben den Mann buchstäblich in letzter Sekunde von den Gleisen geholt», berichtet Hauptkommissar Stefan Wagner. «Nur Minuten später fuhr dort ein Regionalzug durch.»
Kurios auch der Fall einer 26-jährigen Australierin, die ihren Rausch auf einer Rolltreppe ausschlief und den gesamten Personenverkehr blockierte. Als die Beamten sie weckten, reagierte sie mit unflätigen Beschimpfungen und verbrachte die Nacht schließlich in der Ausnüchterungszelle.
Seit Jahren beobachte ich als Reporterin das Oktoberfest-Treiben in meiner Wahlheimat München. Besonders die internationalen Gäste unterschätzen oft die Wirkung des stärkeren Festbieres. «Die Promillezahl steigt schneller als mancher Besucher denkt», warnt Dr. Monika Heitmann vom Städtischen Klinikum. «Viele landen bei uns, weil sie die Wiesn-Maß mit normalem Bier verwechseln.»
Trotz aller Zwischenfälle zieht die Bundespolizei eine positive Zwischenbilanz. Die allermeisten der täglich rund 15.000 zusätzlichen Bahnreisenden feiern friedlich. Doch die Einsatzkräfte bleiben wachsam. Denn wie ein alter bayerischer Spruch sagt: Beim Oktoberfest ist die Grenze zwischen Gaudi und Troubles manchmal dünn wie Weißwurstbrät.