Als ich gestern Nachmittag in Köln eintraf, war die Stimmung rund um den Geißbockheim spürbar angespannt. Der 1. FC Köln steckt nicht nur sportlich in der Krise, sondern auch vereinspolitisch brodelt es gewaltig. Nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga muss der Verein am 9. Juni ein neues Präsidium wählen – unter denkbar schwierigen Vorzeichen. Der Mitgliederrat hat nun mit ungewöhnlich scharfer Kritik das aktuelle Präsidium um Werner Wolf regelrecht demontiert.
«Es fehlt an Führung, Durchsetzungskraft und Krisenkompetenz», lautet das vernichtende Urteil des Mitgliederrats, das mir ein langjähriges Vereinsmitglied gestern zeigte. Die Prüfung des Gremiums ergab: Dem aktuellen Präsidium mangele es an «fachlicher Eignung». Ein Urteil, das in der langen Geschichte des Traditionsclubs seinesgleichen sucht. Besonders die wirtschaftliche Situation bereitet Sorgen. Ein Insider verriet mir: «Die finanzielle Lage ist nach dem Abstieg prekärer als öffentlich kommuniziert.»
Eckhard Sauren, Vorsitzender des Mitgliederrats, erklärte gestern: «Wir haben eine große Verantwortung für die Zukunft des Vereins. Die Aufgabe des neuen Präsidiums wird es sein, den Club wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen.»
Bemerkenswert ist, dass der Mitgliederrat sogar von «mangelnder Führung und Kontrolle der Geschäftsführung» spricht. Als ich vor zwei Jahren zuletzt ausführlich über den FC berichtete, waren solche Verwerfungen undenkbar. Die Mitglieder, mit denen ich gestern auf der Vereinsgaststätte sprach, wirken verunsichert, aber auch entschlossen, bei der kommenden Wahl für einen Neuanfang zu stimmen.
Die Frage bleibt: Kann ein neues Präsidium die vielfältigen Probleme des Vereins lösen? Der Abstieg, die angespannte Finanzsituation und nun diese interne Zerreißprobe stellen den FC vor seine vielleicht größte Herausforderung der letzten Jahrzehnte. Was in Köln passiert, könnte ein Lehrstück für viele Traditionsvereine werden.