Die Granitplatten des Königsplatzes in München, einst Schauplatz von NS-Aufmärschen, dienten nach dem Krieg fast zwei Jahrzehnte lang als Parkplatz für tausende Autos. Diese weitgehend vergessene Nachkriegsgeschichte des monumentalen Platzes erstaunt heute viele Münchner. Laut Stadtarchiv parkten dort täglich bis zu 1.500 Fahrzeuge, während der Platz gleichzeitig Ort der Verdrängung deutscher Geschichte wurde.
Zwischen 1950 und 1969 verwandelte sich der von den Nationalsozialisten umgestaltete Platz in einen riesigen Parkplatz – eine pragmatische Lösung in Zeiten des Wirtschaftswunders und zunehmender Motorisierung. «Die Nutzung als Parkplatz war typisch für den Umgang mit NS-Relikten in der Nachkriegszeit», erklärt Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums. «Man wollte diese Orte neutralisieren, statt sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen.»
Ich erinnere mich noch gut an Gespräche mit älteren Münchnern, die mir von den Schlaglöchern und Pfützen auf dem einst so pompösen Platz erzählten. Besonders bei Regen verwandelte sich der Königsplatz in eine Seenlandschaft zwischen parkenden Autos.
Die Umgestaltung zum «Ort der Erinnerung» begann erst in den 1980er Jahren. Heute ist der Königsplatz wieder ein kulturelles Zentrum mit den angrenzenden Museen. Die Geschichte des Parkplatzes zeigt, wie München mit seinem schwierigen Erbe rang – zwischen Verdrängen und Erinnern. Die grauen Granitplatten, einst Symbol nationalsozialistischer Machtdemonstration, dann profaner Parkplatz, tragen heute die Fußspuren von Touristen, Kunstliebhabern und jungen Leuten, die hier im Sommer verweilen. Was bleibt, ist die Frage: Wie gehen wir heute mit belasteten Orten unserer Geschichte um?