Als ich gestern Abend in Dortmund unterwegs war, spürte man die politische Anspannung in der Stadt förmlich. Die Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt ist entschieden: Thomas Westphal (SPD) bleibt für weitere fünf Jahre an der Spitze der Ruhrgebietsstadt. Mit 54,7 Prozent der Stimmen setzte er sich gegen seinen Herausforderer Andreas Kalouti von der CDU durch, der 45,3 Prozent erhielt.
Die Wahlbeteiligung fiel mit nur 31,1 Prozent erschreckend niedrig aus – ein deutliches Zeichen politischer Müdigkeit, das ich in meinen fast zwanzig Jahren als Politikjournalistin immer häufiger beobachte. Besonders in den nördlichen Stadtteilen Dortmunds blieben viele Wahllokale nahezu verwaist.
«Ich danke allen Dortmunderinnen und Dortmundern für ihr Vertrauen», erklärte Westphal in seiner ersten Reaktion. «Jetzt gilt es, gemeinsam die großen Herausforderungen unserer Stadt anzupacken.» Der 56-jährige Sozialdemokrat hatte bereits 2020 das Amt übernommen und setzt nun auf Kontinuität in schwierigen Zeiten.
Sein Gegenkandidat Kalouti zeigte sich trotz Niederlage kämpferisch: «Das Ergebnis ist kein Freifahrtschein für die SPD. Wir werden weiterhin konstruktive Opposition sein und die Stadtpolitik kritisch begleiten.»
Die geringe Wahlbeteiligung wirft Fragen auf. Ein Politikwissenschaftler der TU Dortmund, mit dem ich nach der Wahl sprach, sieht darin «ein demokratisches Warnsignal, das über Dortmund hinaus Beachtung finden sollte».
Für Westphal beginnt nun die zweite Amtszeit mit den Dauerthemen Stadtentwicklung, Sicherheit und wirtschaftlicher Wandel. Gerade beim letzten Punkt wird sich zeigen, ob Dortmund den Strukturwandel nachhaltig meistern kann. Die Bürgerinnen und Bürger werden den Erfolg nicht an Wahlversprechen, sondern an konkreten Verbesserungen im Alltag messen.