In Mainz sorgt die angekündigte Schließung der einzigen Babyklappe für Bestürzung. Die Einrichtung, die seit 2003 am Marienhospital Müttern in Not eine anonyme Abgabemöglichkeit für ihre Neugeborenen bot, muss laut Mitteilung der Marienhaus-Gruppe bis Ende November schließen. Grund sind Umstrukturierungen im Klinikverbund. Seit ihrer Eröffnung wurden dort acht Babys abgegeben – zuletzt 2019.
Die Nachricht hat die Stadtspitze überrascht. «Diese Entscheidung bedauern wir sehr», erklärt Sozialdezernentin Dr. Eleonore Lossen-Geißler. In einer Mitteilung betont sie, die Babyklappe sei ein wichtiges Instrument zum Schutz von Neugeborenen, deren Mütter sich in extremen Notlagen befinden. Die Stadt plant nun schnell zu handeln: «Wir sind bereits mit möglichen neuen Trägern im Gespräch», so Lossen-Geißler.
Als ich vor Jahren mit einer Mitarbeiterin des Marienhospitals sprechen durfte, wurde deutlich, wie wichtig diese Einrichtung ist. «Die Frauen, die hierher kommen, sehen oft keinen anderen Ausweg mehr», erklärte sie damals. Die Diskretheit des Standorts war dabei entscheidend.
Die Stadt Mainz will nun gemeinsam mit dem Jugendamt eine neue Lösung finden. Mögliche Standorte werden bereits geprüft, um die Versorgungslücke schnellstmöglich zu schließen. Ein Konzept soll in den nächsten Wochen vorgestellt werden. Bis dahin verweist die Stadt auf bestehende Beratungsangebote und die nächstgelegene Babyklappe in Wiesbaden.
Die Frage bleibt: Kann eine neue Lösung rechtzeitig gefunden werden? Für Frauen in Notsituationen zählt jeder Tag.