Während meines Besuchs im Hildburghäuser Krankenhaus sehe ich, wie das Personal die letzten Mahlzeiten aus der hauseigenen Küche serviert. Ab Mittwoch ändert sich alles: Das Essen kommt künftig aus dem 25 Kilometer entfernten Sonneberg. Eine Entscheidung, die bei vielen Patienten und Mitarbeitern für Gesprächsstoff sorgt. Nach Angaben der Regiomed-Klinikgruppe soll die Zentralisierung die Versorgungsqualität verbessern und Kosten senken.
Die Umstellung betrifft täglich rund 100 Patienten. «Wir haben ein neues Cook&Chill-Verfahren etabliert, bei dem die Speisen schonend vorgekocht und dann gekühlt transportiert werden», erklärt Küchenleiterin Michaela Weber. Vor Ort werden die Mahlzeiten dann nur noch erwärmt. Ein System, das sich in vielen Kliniken bewährt hat, aber hier kritisch beäugt wird.
Mit dieser Maßnahme reagiert Regiomed auf finanzielle Herausforderungen. Die Klinikgruppe kämpft wie viele regionale Krankenhäuser mit steigenden Kosten bei gleichbleibenden Einnahmen. Der Hildburghäuser Landrat Thomas Müller zeigt Verständnis: «Wir müssen alle Einsparmöglichkeiten prüfen, um unsere Krankenhäuser zu erhalten.»
Für mich ist besonders die Reaktion der Mitarbeiter interessant. Eine Pflegekraft, die anonym bleiben möchte, erzählt mir: «Die Küche war immer ein Stück Heimat im Krankenhaus. Viele befürchten, dass mit dem Transport die Qualität leidet.» Andererseits berichten Kollegen aus Sonneberg von positiven Erfahrungen mit dem neuen System.
Die Umstellung ist ein Beispiel für den Wandel in der regionalen Gesundheitsversorgung. Zentralisierung versus Nähe, Wirtschaftlichkeit versus Tradition. Was am Ende zählt, werden die Patienten entscheiden – mit ihrem Urteil über das erste Mittagessen aus Sonneberg am kommenden Mittwoch.