Die Sonne brannte über dem Berliner Alexanderplatz, als sich am Samstagnachmittag rund 300 Menschen versammelten, um gegen den Stopp einer humanitären Hilfsflotte für Gaza zu demonstrieren. Die Protestierenden forderten die sofortige Weiterfahrt der Schiffe, die dringend benötigte Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen transportieren sollten. Nach Angaben der Polizei verlief die Kundgebung friedlich.
Die Hilfsflotte mit dem Namen «Freedom Flotilla Coalition» war Ende Mai von mehreren europäischen Häfen in Richtung Gaza aufgebrochen. Sie transportiert nach eigenen Angaben über 5.000 Tonnen Hilfsgüter – darunter Medikamente, Nahrungsmittel und medizinische Ausrüstung. Doch israelische Behörden haben den Schiffen bislang die Weiterfahrt verweigert.
«Jede Minute, die diese Schiffe aufgehalten werden, bedeutet weiteres Leid für die Menschen in Gaza», sagte Samira Ahmed, eine der Organisatorinnen der Berliner Demonstration. Die humanitäre Lage in dem abgeriegelten Küstengebiet hat sich seit Beginn des Krieges im Oktober dramatisch verschlechtert.
Die Vereinten Nationen sprechen mittlerweile von einer katastrophalen Situation. Nach ihren Angaben leiden etwa 1,1 Millionen Menschen in Gaza – fast die Hälfte der Bevölkerung – unter akutem Hunger.
Als ich durch die Menge ging, begegneten mir viele Gesichter mit persönlichen Verbindungen zur Region. Eine ältere Frau zeigte mir Fotos ihrer Familie in Gaza, die seit Wochen ohne ausreichende Versorgung ausharrt. Solche Schicksale machen die abstrakte Nachricht vom Leid in Gaza greifbar und unmittelbar.
Die israelische Regierung begründet die Kontrolle der Hilfsgüter mit Sicherheitsbedenken. Sie befürchtet, dass Waffen oder andere verbotene Materialien eingeschmuggelt werden könnten. Die Organisatoren der Hilfsflotte betonen hingegen die transparente Dokumentation aller transportierten Güter.
Die internationale Gemeinschaft ist gespalten in der Frage, wie mit der humanitären Krise umzugehen ist. Während Deutschland immer wieder die Notwendigkeit von Hilfslieferungen betont, besteht es gleichzeitig auf Israels Recht zur Selbstverteidigung.
Während die Demonstration in Berlin langsam auseinanderging, blieb die Frage im Raum stehen: Wieviel wiegt humanitäre Hilfe in der Waagschale internationaler Politik? Die blockierten Schiffe liegen weiterhin vor Anker – ihre Ladung ungenutzt, während in Gaza die Not steigt.