Der Wohnungsmarkt in Berlin steht weiter unter Druck. Immobilienexperten rechnen mit einem weiteren Rückgang der verfügbaren Mietwohnungen in der Hauptstadt, wie eine aktuelle Umfrage des Immobilienverbands Deutschland (IVD) zeigt. Laut der Erhebung erwarten 78 Prozent der befragten Fachleute eine Verschärfung der angespannten Lage, besonders im mittleren Preissegment.
Seit Jahren beobachte ich die Entwicklung am Berliner Wohnungsmarkt. Was früher in Hamburg und München die Regel war, ist jetzt in Berlin bittere Realität: Lange Schlangen bei Wohnungsbesichtigungen, verzweifelte Wohnungssuchende und ständig steigende Mieten. Der fehlende Neubau macht die Situation besonders prekär.
«Die Politik hat es versäumt, rechtzeitig die Weichen zu stellen», kritisiert Michael Schick, Präsident des IVD. «Wir bräuchten jährlich mindestens 20.000 neue Wohnungen in Berlin, tatsächlich werden aktuell nicht einmal 10.000 fertiggestellt.»
Besonders betroffen sind Familien und Menschen mit mittlerem Einkommen. Sie finden kaum noch bezahlbaren Wohnraum innerhalb des S-Bahn-Rings. Eine typische 3-Zimmer-Wohnung kostet inzwischen durchschnittlich 14 Euro pro Quadratmeter kalt – Tendenz steigend.
Als ich letzte Woche mit Bauträgern in Lichtenberg sprach, wurde deutlich: Hohe Baukosten und komplizierte Genehmigungsverfahren bremsen viele Projekte aus. «Unter den aktuellen Bedingungen lohnt sich Bauen kaum noch», erklärte mir ein Projektentwickler, der anonym bleiben wollte.
Die Folgen dieser Entwicklung werden Berlin noch lange beschäftigen. Experten rechnen mit einer weiteren Verdrängung in die Außenbezirke. Der Druck auf bezahlbaren Wohnraum könnte soziale Spannungen verschärfen. Die Frage ist nicht mehr, ob Berlin eine Wohnungskrise hat – sondern wie lange diese noch anhält.