Der Alltag im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ist von einer ungewöhnlichen Anspannung geprägt. Das Vorzeigekrankenhaus des Nordens steckt in finanziellen Schwierigkeiten – die Zahlen für 2023 liegen mit 60 Millionen Euro tief im Minus. Ein Defizit, das dem sonst für medizinische Exzellenz bekannten Haus zusetzt. Wie konnte es so weit kommen bei einer der renommiertesten Kliniken Deutschlands?
Die Gründe für die finanzielle Schieflage sind vielschichtig. Explodierende Energiekosten und steigende Personalausgaben belasten das Budget enorm. Gleichzeitig fehlt es an ausreichender Finanzierung durch die Krankenkassen. «Das System der Krankenhausfinanzierung in Deutschland ist grundlegend defekt«, erklärt UKE-Chefin Prof. Dr. Mariana Martens. «Hochspezialisierte Behandlungen, wie wir sie durchführen, werden nicht kostendeckend vergütet.»
Bei meinen Recherchen vor Ort wurde deutlich: Das UKE ist kein Einzelfall. Universitätskliniken bundesweit kämpfen mit ähnlichen Problemen. Die Hamburger Gesundheitsbehörde hat bereits reagiert und einen Liquiditätskredit in Höhe von 125 Millionen Euro bereitgestellt. Eine Maßnahme, die kurzfristig Luft verschafft, aber keine langfristige Lösung darstellt.
Besonders betroffen sind die Mitarbeitenden. Eine Krankenschwester, die anonym bleiben möchte, berichtet: «Wir spüren den Druck täglich. Einsparungen überall, während wir gleichzeitig höchste Qualität liefern sollen.»
Die Stadt Hamburg steht nun vor einem Dilemma. Das UKE ist nicht nur Krankenhaus, sondern auch Forschungsstandort und Arbeitgeber für mehr als 14.000 Menschen. Die drohende Schieflage könnte weitreichende Folgen haben – für die medizinische Versorgung der gesamten Metropolregion.
Die Krise des UKE zeigt exemplarisch, was auf unser Gesundheitssystem zukommt. Ohne grundlegende Reform der Krankenhausfinanzierung werden weitere Kliniken folgen. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Und wer dann die Zeche zahlt – Patienten, Beschäftigte oder Steuerzahler.