Die Fassade des Auswärtigen Amts in Berlin wurde gestern mit roter Farbe beschmutzt. Am frühen Morgen warfen Unbekannte mehrere mit Farbe gefüllte Glasflaschen gegen das Gebäude im Zentrum der Hauptstadt. Augenzeugen berichten von vier vermummten Personen, die nach der Tat in verschiedene Richtungen flohen. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung und prüft politische Motive.
Die Farbbeutel hinterließen großflächige Spuren an der historischen Fassade des ehemaligen Reichsbankgebäudes. «Die Reinigung wird mehrere Tage in Anspruch nehmen und hohe Kosten verursachen», erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts auf Anfrage. Besonders problematisch: Die rote Farbe drang teilweise in den porösen Sandstein ein.
Während die Polizei den Tatort sicherte, kam es zu einem Zwischenfall. Ein 36-jähriger Passant störte die Ermittlungsarbeit erheblich, indem er wiederholt die Absperrungen ignorierte. «Er filmte die Beamten aus nächster Nähe und behinderte die Spurensicherung«, berichtet Polizeioberkommissarin Martina Krüger. Der Mann wurde vorübergehend festgenommen.
In den vergangenen Monaten haben sich ähnliche Vorfälle in Berlin gehäuft. Erst vor drei Wochen wurden Farbanschläge auf die israelische Botschaft und das Brandenburger Tor verübt. Als ich vergangene Woche durch das Regierungsviertel ging, fielen mir die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen sofort auf – ein Zeichen für die angespannte Lage.
Die Behörden prüfen nun Verbindungen zwischen den Vorfällen. Ein Bekennerschreiben liegt bisher nicht vor. Der Staatsschutz wurde eingeschaltet. In politisch aufgeheizten Zeiten nehmen solche symbolischen Attacken zu – und stellen die Stadt vor die Frage, wie sie ihre öffentlichen Gebäude besser schützen kann, ohne zu einer Festung zu werden.