Die Social-Media-Welt ist seit Tagen in Aufruhr: Hamburg hätte angeblich den Musikunterricht verboten, weil er nach islamischem Recht «haram» (verboten) sei. Diese Falschmeldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer – besonders auf X (ehemals Twitter). Tausende teilten die Nachricht empört, darunter auch Prominente und Politiker. Nach Recherchen mehrerer Faktenchecker handelt es sich jedoch um eine komplett erfundene Geschichte.
Weder die Hamburger Schulbehörde noch einzelne Schulen haben Musikunterricht eingeschränkt oder verboten. «Diese Behauptung entbehrt jeder Grundlage», erklärt Peter Albrecht, Sprecher der Hamburger Schulbehörde. Der Musikunterricht finde in allen Hamburger Schulen regulär nach Lehrplan statt.
Die Falschmeldung scheint gezielt platziert worden zu sein, um antimuslimische Stimmungen zu schüren. Sie reiht sich ein in ähnliche Desinformationskampagnen der letzten Monate. «Das Muster ist immer dasselbe», sagt Medienwissenschaftlerin Katharina Weber von der Universität Hamburg. «Eine emotional aufgeladene Falschmeldung wird über mehrere Accounts gleichzeitig gestreut und dann von größeren Accounts aufgegriffen.»
Was mich bei dieser Geschichte besonders beunruhigt: Selbst Menschen, die normalerweise kritisch sind, haben die Meldung ungeprüft weitergegeben. Als ich gestern durch die Hamburger Innenstadt lief, diskutierten sogar Passanten an der Ampel darüber – völlig überzeugt von der Echtheit.
Die Schulbehörde hat mittlerweile rechtliche Schritte gegen die Urheber der Falschmeldung eingeleitet. Experten raten, bei emotionalen Nachrichten besonders vorsichtig zu sein und die Quelle zu prüfen, bevor man sie teilt. Mehr Informationen zum Umgang mit Fake News bietet die Bundeszentrale für politische Bildung.
In Zeiten, in denen Desinformation zunimmt, zeigt dieser Fall einmal mehr: Ein kurzer Faktencheck kann helfen, nicht selbst zum Verbreiter von Unwahrheiten zu werden. Oder wie meine alte Redakteurin in Baden-Württemberg immer sagte: «Erst denken, dann klicken.»