Die Gewalt in öffentlichen Verkehrsmitteln nimmt in Hamburg besorgniserregend zu. Am Dienstagabend wurde eine 24-jährige Frau in der S-Bahn-Linie S3 zwischen den Stationen Reeperbahn und Landungsbrücken von einem 34-jährigen Mann unvermittelt angegriffen und geschlagen. Die Bundespolizei nahm den Täter am Bahnhof Landungsbrücken fest. Laut Polizeistatistik wurden allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres 113 körperliche Übergriffe in Hamburger Bahnen registriert.
Der Angreifer, der bereits polizeibekannt ist, soll die junge Frau ohne erkennbaren Anlass attackiert haben. Zeugen berichten, dass er zuvor durch aggressives Verhalten aufgefallen war. «Ich habe nur gesehen, wie er plötzlich ausholte», berichtet eine Augenzeugin, die anonym bleiben möchte. «Zum Glück haben andere Fahrgäste sofort eingegriffen.«
Die Polizei konnte den Mann dank des schnellen Notrufs anderer Fahrgäste am Bahnhof Landungsbrücken stellen. Die Beamten führten einen Alkoholtest durch, der einen Wert von 1,8 Promille ergab. «Solche Vorfälle häufen sich leider», erklärt Polizeisprecher Thomas Müller. «Wir verstärken daher unsere Präsenz in den Abendstunden.»
Als ich vor einigen Jahren über ähnliche Vorfälle berichtete, waren sie noch Einzelfälle. Heute sind sie fast Alltag geworden. Besonders betroffen sind die Linien durch das Vergnügungsviertel. In meinen Gesprächen mit S-Bahn-Mitarbeitern höre ich immer wieder von ihrer Sorge um die Sicherheit.
Die verletzte Frau kam mit leichten Verletzungen davon und wurde vor Ort vom Rettungsdienst versorgt. Gegen den Täter wurde ein Strafverfahren wegen Körperverletzung eingeleitet. Die Hamburger Verkehrsbetriebe prüfen nun weitere Sicherheitsmaßnahmen.
Was macht es mit einer Stadtgesellschaft, wenn öffentliche Räume zunehmend als unsicher wahrgenommen werden? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Polizei, sondern auch die Politik. Denn sicher ist: Wer sich nicht sicher fühlt, wird die öffentlichen Verkehrsmittel meiden.