Der Wohnungsmangel entwickelt sich zur wachsenden Bremse für Deutschlands Wirtschaft. Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft fehlen bundesweit etwa 800.000 Wohnungen. Besonders in Ballungsgebieten wie Hamburg und München sagen bereits 47 Prozent der Unternehmen, dass sie Schwierigkeiten haben, Fachkräfte zu finden – weil diese schlicht keinen bezahlbaren Wohnraum finden.
«Wenn ein Ingenieur für 4.000 Euro brutto nach München kommen soll, aber die Hälfte für eine kleine Wohnung ausgeben muss, wird er sich zweimal überlegen, ob er das Angebot annimmt», erklärt Michael Weber vom Verband der Wohnungswirtschaft. Die Folgen spüren wir alle: Handwerkertermine mit monatelangen Wartezeiten, Pflegekräftemangel in Krankenhäusern, geschlossene Restaurants.
Als ich vergangene Woche mit Personalleitern in Baden-Württemberg sprach, hörte ich immer wieder dieselbe Geschichte: Qualifizierte Bewerber sagen in letzter Minute ab, weil sie keine Wohnung in pendelbarer Entfernung gefunden haben.
Der Bauverband kritisiert besonders die aktuellen Bauvorschriften. «Wir ersticken in Regulierungen und Auflagen», sagt Verbandspräsidentin Katharina Metzger. Die Folge: Baukosten von durchschnittlich 4.200 Euro pro Quadratmeter, die kaum noch bezahlbaren Wohnraum ermöglichen.
Die Bundesregierung hatte eigentlich 400.000 neue Wohnungen pro Jahr versprochen. Tatsächlich wurden 2023 nur etwa 270.000 gebaut. Für 2024 prognostizieren Experten einen weiteren Rückgang.
Der Wohnungsmangel ist längst mehr als ein soziales Problem. Er wird zum wirtschaftlichen Standortnachteil. Eine Lösung scheint nur mit massiven Vereinfachungen bei Bauvorschriften und gezielten Förderungen möglich. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann die Politik reagiert.