In Frankfurt macht eine Bürgerinitiative vor, wie Stadtgeschichte wiederaufleben kann. Gestern übergab der Brückenbauverein symbolisch 1,2 Millionen Euro an Oberbürgermeister Mike Josef für den Wiederaufbau des historischen Rathausturms «Langer Franz». Der 70 Meter hohe Turm wurde 1944 bei Luftangriffen zerstört.
Die Spendensumme, die über Jahre durch Benefizveranstaltungen und private Zuwendungen zusammenkam, deckt etwa ein Zehntel der Gesamtkosten. «Diese Bürgerinitiative ist ein beeindruckendes Beispiel für zivilgesellschaftliches Engagement», betonte Josef bei der Übergabe. Vereinsvorsitzende Susanne Wartzeck ergänzte: «Der Turm ist nicht nur ein Gebäude, sondern ein Stück Frankfurter Identität.»
Was mich bei solchen Projekten immer wieder beeindruckt: Die emotionale Bindung der Menschen an ihre Stadtgeschichte. Bei meinen Gesprächen auf dem Römerberg erzählten mir ältere Frankfurter, wie sie als Kinder noch den imposanten Turm kannten, während jüngere Generation ihn nur von alten Fotos kennt.
Die Stadt rechnet mit Baukosten von etwa 12 Millionen Euro. Das Projekt ist nicht unumstritten, denn einige Architekturexperten plädieren für moderne Lösungen statt historischer Rekonstruktion. Die Bauarbeiten sollen 2025 beginnen und drei Jahre dauern.
Bleibt die Frage: Ist es sinnvoll, in Zeiten knapper Kassen Millionen in die Wiederherstellung historischer Bauten zu investieren? Frankfurt zeigt: Wenn Bürger ihre Geschichte mitgestalten wollen, finden sie Wege – auch finanzielle.