Braunau am Inn steht vor wirtschaftlichen Herausforderungen, die viele mittelgroße Städte kennen: Leerstände in der Innenstadt nehmen zu, während große Einkaufszentren am Stadtrand florieren. Seit letztem Herbst haben mehrere traditionsreiche Geschäfte ihre Türen für immer geschlossen. Laut einer Erhebung der Wirtschaftskammer stehen aktuell 14 Prozent der Ladenflächen in der Innenstadt leer – ein Höchstwert seit Beginn der Aufzeichnungen.
«Die Situation ist ernst, aber wir sehen sie als Chance zum Neuanfang», erklärt Bürgermeisterin Sabine Wagner. Die Stadt hat nun ein Maßnahmenpaket beschlossen, das die Innenstadt wiederbeleben soll. Besonders innovativ: Ein «Pop-up-Store-Konzept», bei dem Jungunternehmer leerstehende Geschäftslokale für sechs Monate kostengünstig nutzen können.
Die ersten Erfolge sind bereits sichtbar. Wo früher ein Schuhgeschäft war, bietet jetzt ein regionaler Kunsthandwerkerverbund seine Waren an. «Die Resonanz ist überwältigend», freut sich Martina Hofer vom Stadtmarketing. «An den ersten beiden Wochenenden hatten wir über 500 Besucher.»
Als ich durch die Braunauer Altstadt spaziere, fallen mir die neuen Begrünungselemente auf. Die Stadt hat in Blumenkübel und Sitzbänke investiert, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Eine kluge Maßnahme, wie ich finde – denn wer verweilt, kauft auch eher ein.
Auch das Gesundheitswesen erlebt einen Aufschwung. Das neue Primärversorgungszentrum, das im April eröffnet wurde, schließt eine wichtige Versorgungslücke. «Wir kombinieren hier Allgemeinmedizin mit Physiotherapie und psychosozialer Beratung unter einem Dach», erklärt Dr. Michael Berger, ärztlicher Leiter.
Braunaus Weg zur Wiederbelebung ist steinig, aber die ersten Schritte sind gemacht. Wie die Stadt ihre historische Identität mit modernen Konzepten verbinden wird, bleibt eine der spannendsten Fragen für die Zukunft des Inntals.