Im Herzen von Dresden ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Dresdner Innenstadt erhält in einer aktuellen Umfrage nur eine mittelmäßige Bewertung von 3,7 auf einer Skala von 1 bis 10. Über 1.200 Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich an der Befragung, die das Stadtmarketing kürzlich durchführte. Besonders kritisch sehen die Dresdner das Preis-Leistungs-Verhältnis und die mangelnde Aufenthaltsqualität abseits der Touristenpfade.
«Wir haben zu wenig Grün, zu wenig Sitzgelegenheiten und zu wenig Leben nach Ladenschluss», bemängelt Stefanie Weißig, eine Anwohnerin aus der Neustadt, die regelmäßig in der Innenstadt einkauft. Die Zahlen bestätigen diesen Eindruck: Nur 23 Prozent der Befragten finden, dass die Innenstadt zum Verweilen einlädt.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich viele Innenstädte kennengelernt. Dresden hat mit seiner Barockkulisse eigentlich beste Voraussetzungen. Doch während Touristen begeistert fotografieren, fehlt den Einheimischen der Alltagsnutzen. Tatsächlich geben 67 Prozent der Befragten an, die Innenstadt hauptsächlich für notwendige Besorgungen zu besuchen, nicht zum Genießen.
«Die Ergebnisse nehmen wir ernst», erklärt Oberbürgermeister Dirk Hilbert. «Mit dem neuen Innenstadtkonzept wollen wir mehr Lebensqualität schaffen – mehr Grünflächen, familienfreundlichere Angebote und bezahlbare Gastronomie.»
Während München oder Hamburg längst auf belebte Mischquartiere setzen, wirkt Dresdens Zentrum nach Ladenschluss oft wie ausgestorben. Die Herausforderung für die Stadt wird sein, den historischen Charme mit modernem Stadtleben zu verbinden. Erst dann könnte aus der mageren 3,7 vielleicht wieder eine Bestnote werden.