Seit dem Wochenende sorgt ein Instagram-Post für Verwirrung im Ruhrgebiet: Mülheim an der Ruhr sei jetzt der «51. Stadtteil von Essen». Was zunächst nach einem kuriosen Social-Media-Scherz aussah, hat einen ernsten Hintergrund.
Die Stadt Mülheim veröffentlichte das Bild auf ihrem offiziellen Instagram-Kanal. Darauf zu sehen: Das Stadtlogo mit durchgestrichenem «Mülheim an der Ruhr» und der Aufschrift «51. Stadtteil von Essen». Eine Erklärung fehlte zunächst.
In meinen fast zwei Jahrzehnten als Reporterin habe ich selten erlebt, dass eine kommunale Social-Media-Aktion so viele Reaktionen auslöste. Unter dem Beitrag sammelten sich binnen Stunden hunderte Kommentare – von amüsiert bis empört.
«Wir wollen mit dieser bewussten Provokation auf die prekäre Haushaltslage vieler Kommunen im Ruhrgebiet aufmerksam machen», erklärt Oberbürgermeister Marc Buchholz nun. Tatsächlich steht Mülheim mit 2,1 Milliarden Euro Schulden unter enormem Spardruck.
Der Post ist Teil einer Kampagne für mehr kommunale Finanzautonomie. «Wenn die Kommunen nicht bald entlastet werden, müssen wir über radikale Lösungen nachdenken», wird Kämmerer Frank Mendack in einer Mitteilung zitiert.
Die Essener Stadtspitze reagierte gelassen. «Wir haben Verständnis für die Aktion der Mülheimer Kollegen», heißt es aus dem Rathaus. Auch andere Ruhrgebietsstädte kämpfen mit ähnlichen finanziellen Problemen.
Was als provokanter Post begann, entwickelt sich zu einer wichtigen Debatte über die Zukunft des Ruhrgebiets. Müssen wir künftig anders über kommunale Grenzen denken? Die Diskussion hat gerade erst begonnen.