Im Münchner Stadtrat herrschte gestern angeregte Stimmung, als mit deutlicher Mehrheit der Weg für eine mögliche Olympia-Bewerbung freigemacht wurde. 84 Prozent der Stadträte votierten für den Prüfauftrag zur Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2040. Bayerns Landeshauptstadt will gemeinsam mit der Metropolregion ein nachhaltiges Sportgroßereignis auf die Beine stellen.
Was mich bei der Debatte besonders beeindruckte: Trotz unterschiedlicher politischer Lager stand die Idee eines «anderen» Olympias im Mittelpunkt. «Wir wollen zeigen, dass Olympische Spiele auch ohne Gigantismus und mit nachhaltigen Konzepten funktionieren können», erklärte Oberbürgermeister Dieter Reiter im Gespräch. Die Zeiten überdimensionierter Neubauten seien vorbei.
Die Abstimmung fällt in eine Phase, in der das Internationale Olympische Komitee (IOC) selbst einen Kurswechsel vollzieht. Statt immer größer und teurer sollen künftige Spiele in bestehende Infrastruktur eingebettet werden. München kann dabei auf Erfahrungen zurückgreifen – sowohl auf die erfolgreiche Ausrichtung 1972 als auch auf die gescheiterten Winterspiele-Bewerbungen.
Wie ich aus vielen Gesprächen mit Sportfunktionären weiß, spielt auch die Finanzierung eine zentrale Rolle. Die Stadt rechnet mit Kosten im einstelligen Milliardenbereich – verteilt auf Bayern, den Bund und private Investoren. Der Deutsche Olympische Sportbund begrüßte die Entscheidung als «wichtiges Signal für den deutschen Sport».
Ob aus dem Münchner Olympia-Traum Realität wird, hängt nun von vielen Faktoren ab. Die Bürger werden in einem späteren Referendum mitentscheiden. Für mich zeigt der gestrige Tag vor allem eines: In Zeiten globaler Krisen wächst die Sehnsucht nach verbindenden Elementen – und Sport kann genau das bieten.