Der Poller-Irrsinn im Berliner Graefekiez sorgt für Kopfschütteln: Seit zwei Jahren warten die Anwohner auf einen Kiezblock, der den Durchgangsverkehr eindämmen sollte. Die Stadt investierte 180.000 Euro in die Planung – doch statt der versprochenen verkehrsberuhigenden Maßnahmen stehen nun lediglich drei einsame Poller in der Böckhstraße.
Ein paar Schritte weiter, an der Dieffenbachstraße, zeugen nur noch Markierungen auf dem Asphalt von dem ambitionierten Projekt. «Das ist Steuerverschwendung in Reinform«, kritisiert Harald Moritz, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hatte die Maßnahmen bereits 2022 beschlossen, doch die Umsetzung verlief schleppend.
Die Genehmigungsverfahren zogen sich hin, die Verkehrslenkung Berlin (VLB) zeigte wenig Engagement. Anwohnerin Sabine Meyer erinnert sich: «Erst wurden große Versprechungen gemacht, jetzt stehen hier drei nutzlose Poller, die niemanden vom Durchfahren abhalten.» Der Graefekiez bleibt weiterhin eine beliebte Abkürzung für Autofahrer, die den Stau auf den Hauptstraßen umgehen wollen.
Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) zeigt Verständnis für den Frust der Anwohner: «Wir wollten schnell handeln, wurden aber von der Bürokratie ausgebremst.» Die Verkehrsverwaltung unter Senatorin Manja Schreiner (CDU) hatte das Projekt zwischenzeitlich komplett gestoppt und einer Neubewertung unterzogen. Mittlerweile hat die neue Verkehrssenatorin Ute Bonde eine modifizierte Umsetzung angekündigt – wann die kommt, bleibt offen.
Als ich gestern durch den Kiez lief, sah ich Kinder, die zwischen parkenden Autos auf die Straße liefen. Wenige Meter entfernt stehen die drei vereinsamten Poller – ein Symbol für verpasste Chancen und Stillstand in der Verkehrspolitik. Die Frage bleibt: Wie viele weitere 180.000 Euro werden noch in der Berliner Verwaltung versickern, bevor sich wirklich etwas ändert?