Als ich gestern den Bürgerdialog zum geplanten Stadionneubau des FC Bayern München besuchte, war die Überraschung groß. Bayern-Präsident Herbert Hainer stellte dort einen Gedanken in den Raum, der viele Münchner aufhorchen ließ: Der Lokalrivale TSV 1860 München könnte künftig als Mieter im neuen Bayern-Stadion spielen. «Wenn die Löwen anfragen würden, würden wir natürlich darüber nachdenken», sagte Hainer vor rund 400 anwesenden Bürgerinnen und Bürgern.
Der FC Bayern plant bekanntlich ein neues Stadion für 75.000 Zuschauer. Die Allianz Arena, erst 2005 eröffnet, soll langfristig ersetzt werden. Grund dafür ist die stadtplanerische Entwicklung des Münchner Nordens, wie Vereinschef Hainer erklärte. Der Wohnungsbau rückt immer näher an die Arena heran, was Lärmschutzprobleme mit sich bringt.
«Wir müssen vorausdenken. In 15, 20 Jahren wird es vielleicht schwierig, die Allianz Arena noch so zu nutzen wie heute», betonte Hainer. Ein neuer Standort wird bereits geprüft – der Münchner Norden bleibt dabei im Fokus. Aus meiner Erfahrung als langjährige Beobachterin der Münchner Sportszene weiß ich: Die Rivalität zwischen Bayern und Sechzig ist legendär, aber auch komplex. Viele Münchner Familien sind in ihrer Fußballleidenschaft gespalten.
Interessant war die Reaktion von Michael Scharold, Geschäftsführer der Löwen. «Wir verfolgen seit Jahren eigene Stadionpläne«, sagte er mir am Telefon. «Aber natürlich verschließen wir uns keinen Gesprächen.» Die Löwen spielen derzeit im städtischen Grünwalder Stadion, das mit 15.000 Plätzen deutlich kleiner ist.
Am Ende bleibt die Frage: Können Rot und Blau in München unter einem Dach zusammenfinden? Die sportliche Kluft zwischen Bundesliga und Dritter Liga ist riesig – die emotionale vielleicht noch größer. Doch in Zeiten steigender Baukosten könnte die Vernunft siegen. Mia san mia – aber vielleicht bald gemeinsam?