Der Zugang zu Bundeswehrflächen wird für die Zivilbevölkerung zunehmend eingeschränkt. In zahlreichen deutschen Städten sperrt die Armee seit Monaten Sportplätze, Grünflächen und Parkplätze, die bisher von Vereinen, Schulen und Anwohnern genutzt wurden. Hintergrund ist ein grundlegender Strategiewechsel seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden bereits 440 Mitbenutzungsverträge gekündigt.
Besonders hart trifft es kleinere Gemeinden wie Hardheim in Baden-Württemberg. Hier verliert der örtliche Sportverein seinen Fußballplatz, den er seit den 1980er Jahren nutzte. «Für uns ist das eine Katastrophe. Wir haben keine Alternative und müssen jetzt 120 Jugendliche irgendwie unterbringen», erklärt Vereinsvorstand Martin Weber. Die Kommunen wurden oft kurzfristig informiert und stehen nun vor erheblichen Herausforderungen.
Die Bundeswehr begründet ihr Vorgehen mit der veränderten Sicherheitslage. «Wir müssen unsere Liegenschaften wieder primär militärisch nutzen können», erläutert Oberstleutnant Jana Hoffmann. Seit der «Zeitenwende» und dem 100-Milliarden-Sondervermögen wächst die Truppe wieder. Die Kapazitäten für Ausbildung und Übungen müssten entsprechend angepasst werden.
Als ich letzte Woche den Truppenübungsplatz bei München besuchte, war die Veränderung spürbar. Wo früher an Wochenenden Mountainbiker unterwegs waren, patrouillieren heute Wachposten. Ein Obergefreiter erklärte mir: «Die Zeiten haben sich geändert. Wir üben hier jetzt fast täglich.»
Der Deutsche Städtetag fordert Übergangslösungen und finanzielle Hilfen für betroffene Kommunen. Die Bundesregierung hat Gespräche zugesagt, beharrt aber auf der militärischen Notwendigkeit. Für viele Bürger bedeutet die neue Abschottung einen spürbaren Einschnitt in ihren Alltag. Die Frage bleibt: Wie können wir die berechtigten Sicherheitsinteressen mit den Bedürfnissen der Zivilgesellschaft in Einklang bringen?