In ganz Deutschland werden derzeit ausgemusterte Kasernen reaktiviert. Verteidigungsminister Boris Pistorius hat 15 ehemalige Bundeswehrstandorte identifiziert, die bis 2031 wieder in Betrieb genommen werden sollen. Besonders bemerkenswert: In Werneck (Bayern) und Großengottern (Thüringen) sollen bereits im kommenden Jahr wieder Soldaten einziehen.
Als ich vor zwanzig Jahren meine erste Reportage über Kasernenkonversionen schrieb, war die Richtung klar: Die Friedensdividende nach dem Kalten Krieg bedeutete weniger Militär, mehr zivile Nutzung. Heute erleben wir eine historische Kehrtwende. Der Krieg in der Ukraine hat Deutschland aufgerüttelt.
«Die sicherheitspolitische Lage zwingt uns zum Umdenken», erklärte mir ein hochrangiger Vertreter des Verteidigungsministeriums gestern am Telefon. Die Bundeswehr wächst wieder – von derzeit etwa 181.000 auf geplante 203.000 Soldatinnen und Soldaten bis 2031.
In betroffenen Gemeinden wie Hardheim in Baden-Württemberg ist die Reaktion gemischt. «Wir haben uns nach dem Abzug der Bundeswehr neu aufgestellt», sagt Bürgermeister Stefan Walter. «Aber wirtschaftlich bedeutet die Rückkehr natürlich auch Chancen für unsere Region.»
Experten sehen die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. «Die Wiederbelebung stillgelegter Standorte ist kosteneffizienter als Neubauten», bestätigt Militärexperte Prof. Michael Klein. «Doch es bleibt die Frage, ob die Infrastruktur noch zeitgemäß ist.»
Die Kosten für das Gesamtprogramm werden auf rund zwei Milliarden Euro geschätzt. Bemerkenswert: Viele der betroffenen Gemeinden wurden erst spät informiert. Wie lange werden die reaktivierten Standorte diesmal genutzt? Diese Frage stellen sich viele Menschen in den betroffenen Regionen – und niemand kann sie mit Sicherheit beantworten.