Der Aufstieg der «Schwarzfahrerquote» in Mitteldeutschland sorgt für Diskussionen. In Magdeburg und Dresden melden die Verkehrsbetriebe einen spürbaren Anstieg von Fahrgästen ohne gültigen Fahrschein. In Magdeburg wurden 2023 bei Kontrollen 3,8 Prozent ohne Ticket erwischt – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren.
Die Verkehrsunternehmen reagieren mit neuen Strategien. „Wir haben unsere Kontrollen deutlich verstärkt und setzen jetzt auf Uniformen statt Zivilkleidung», erklärt Tim Hofmann, Sprecher der Magdeburger Verkehrsbetriebe. Die sichtbare Präsenz soll abschreckend wirken. In Dresden geht man ähnlich vor.
Auffällig ist: Besonders seit Einführung des Deutschlandtickets steigen die Zahlen. Verkehrsexperte Prof. Schulze von der TU Dresden sieht darin kein Zufall: „Das 49-Euro-Ticket hat die Hemmschwelle zum Einsteigen gesenkt, aber offenbar auch die Bereitschaft, überhaupt zu bezahlen.»
Ich beobachte seit Jahren, wie das Thema emotional diskutiert wird. Bei Gesprächen mit Kontrolleuren hörte ich oft von verbalen Auseinandersetzungen. Eine Kontrolleurin in Leipzig sagte mir: „Manche reagieren aggressiv, als hätten sie ein Recht darauf, nicht zu bezahlen.»
Die sozialen Aspekte bleiben komplex. Während die einen Schwarzfahren als Kavaliersdelikt sehen, weisen die Verkehrsbetriebe auf Einnahmeverluste in Millionenhöhe hin. In Sachsen-Anhalt wird nun sogar über eine Erhöhung des Bußgeldes von 60 auf 90 Euro diskutiert.
Die Frage bleibt: Ist strengere Kontrolle der richtige Weg? Oder brauchen wir ein grundsätzlich neues Ticketsystem? In unseren Städten entwickelt sich jedenfalls ein neues Bewusstsein für Fairness im öffentlichen Nahverkehr.