Die Art, wie wir Fußball konsumieren, hat sich radikal gewandelt. Beim heutigen DFB-Pokalspiel Mainz gegen Stuttgart zeigt sich wieder einmal: Der klassische Fernsehbildschirm hat ausgedient. Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom schauen bereits 68 Prozent der 16- bis 29-Jährigen Sportinhalte lieber auf mobilen Endgeräten als im linearen TV. Eine Entwicklung, die das gesamte Fußballerlebnis neu definiert.
Die Streamingrevolution bringt dabei sowohl Vor- als auch Nachteile. Wer heute das Pokalspiel sehen möchte, findet sich in einem Dschungel aus Anbietern wieder. ZDF überträgt, aber auch Sky zeigt die Partie im kostenpflichtigen Livestream. «Die Fragmentierung der Übertragungsrechte ist für viele Fans frustrierend», erklärt Medienexperte Thomas Hitzlsperger. «Gleichzeitig bietet die Digitalisierung völlig neue Möglichkeiten der Individualisierung.» Von der Kameraauswahl bis zur Echtzeit-Statistik – der digitale Zuschauer hat heute mehr Kontrolle denn je.
Besonders interessant: Die Grenzen zwischen passivem Konsum und aktiver Teilnahme verschwimmen zunehmend. Während wir das Spiel streamen, diskutieren wir zeitgleich in WhatsApp-Gruppen, checken Live-Wetten oder verfolgen Zweitverwertungen auf TikTok und YouTube. Multi-Screen ist längst Realität. Ich selbst ertappe mich regelmäßig dabei, wie ich zwischen drei verschiedenen Geräten jongliere, während der Ball rollt.
Wohin führt diese Entwicklung? Die nächste Evolution steht bereits vor der Tür: Personalisierte KI-Zusammenfassungen, VR-Übertragungen aus Spielerperspektive und holografische Projektionstechnologien. Der Fußball von morgen wird nicht mehr nur geschaut, sondern erlebt. Die Frage ist nur: Verlieren wir dabei das Gemeinschaftsgefühl, das den Sport seit jeher auszeichnet? Oder schaffen wir neue, digitale Formen der Verbundenheit?