Die Krise bei Volkswagen hat eine neue Dimension erreicht. Der größte deutsche Autobauer muss für das dritte Quartal 2024 einen Verlust von 2,4 Milliarden Euro verkraften. Als ich gestern durch Wolfsburg fuhr, waren die Sorgenfalten der Menschen fast greifbar. Rund 120.000 Mitarbeiter in Deutschland bangen um ihre Zukunft, während der Konzern erstmals konkret von Werksschließungen spricht.
«Wir stehen vor der größten Transformation unserer Unternehmensgeschichte», erklärte VW-Konzernchef Oliver Blume bei der Präsentation der Zahlen. Die Gründe für die roten Zahlen sind vielschichtig: Einbrüche im wichtigen China-Geschäft, zu hohe Produktionskosten in Deutschland und eine verschleppte Digitalisierung. Hinzu kommt die schleppende Nachfrage nach E-Autos, die den Umstieg auf neue Technologien erschwert.
Bei meinen Gesprächen mit Zulieferern im Rheinland wird deutlich: Die VW-Krise trifft die gesamte Branche. «Wenn VW hustet, bekommen wir eine Lungenentzündung», sagt mir der Geschäftsführer eines mittelständischen Autozulieferers aus Düsseldorf.
Besonders bitter: Während asiatische Konkurrenten wie BYD ihre Marktanteile ausbauen, kämpft die deutsche Automobilindustrie mit Überkapazitäten. Nach meiner Beobachtung hat die Branche zu lange am Verbrenner festgehalten und den Wandel unterschätzt – eine Fehleinschätzung, die nun teuer wird.
Die nächsten Monate werden entscheidend. VW hat ein Sparprogramm von 10 Milliarden Euro angekündigt, Werksschließungen nicht ausgeschlossen. Für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist dies ein Alarmsignal. Die Frage ist nicht mehr, ob Arbeitsplätze verloren gehen, sondern wie viele. Und ob wir bereit sind, die notwendigen Anpassungen für eine wettbewerbsfähige Autoindustrie zu akzeptieren.