Die Bedrohung durch russische Sabotage in Deutschland ist kein fernes Szenario mehr. Am Oberlandesgericht München wurde gestern ein 40-jähriger Deutsch-Russe zu sechs Jahren Haft verurteilt, weil er im Auftrag russischer Geheimdienste militärische Infrastruktur und Rüstungsunternehmen in Deutschland ausspioniert hatte. Seit dem Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine hat Deutschland über 30 Fälle russischer Spionage registriert.
Der Verurteilte hatte sensible Informationen über Militärtransporte, Kasernen und Waffenfabriken gesammelt. Besonders alarmierend: Er fotografierte auch Munitionstransporte und Bundeswehreinrichtungen, die für die Ukraine-Hilfe wichtig sind. Dokumente belegen seine Kontakte zu hochrangigen FSB-Agenten.
«Wir haben es mit einer neuen Dimension hybrider Kriegführung zu tun», erklärt Prof. Sophia Herrmann vom Institut für Sicherheitspolitik. «Russland nutzt Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit, die unauffällig agieren können.»
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich selten erlebt, dass Gerichte so deutlich vor staatlich gelenkter Sabotage warnen. Im Gerichtssaal war die Anspannung spürbar, als der Richter von «konkreter Gefahr für unsere kritische Infrastruktur» sprach.
Die Sicherheitsbehörden haben ihre Schutzmaßnahmen verstärkt, besonders in Bayern und Baden-Württemberg, wo viele Rüstungsfirmen sitzen. Was bleibt, ist die Frage: Wie viele weitere «Schläfer» warten noch auf ihren Einsatz? Die Antwort könnte unser Sicherheitsgefühl grundlegend erschüttern.