Die Stahlsparte von Thyssenkrupp bekommt erstmals eine Frau an der Spitze. Marie Jaroni (52) übernimmt in einer schwierigen Phase die Führung des traditionsreichen Unternehmens. Der Konzern kämpft mit massiven Verlusten und plant den Abbau tausender Arbeitsplätze im Ruhrgebiet. Die neue Chefin steht vor der Mammutaufgabe, den größten deutschen Stahlhersteller aus der Krise zu führen.
Thyssenkrupp Steel schreibt seit Jahren rote Zahlen. Allein im letzten Geschäftsjahr belief sich der Verlust auf rund 2 Milliarden Euro. «Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos», erklärte Jaroni bei ihrer Vorstellung in Duisburg. Die studierte Werkstoffwissenschaftlerin kennt das Unternehmen aus dem Effeff – sie ist seit über 20 Jahren bei Thyssenkrupp beschäftigt.
Der Konzern hat bereits angekündigt, bis zu 5.000 der insgesamt 27.000 Stellen zu streichen. Als ich vor Jahren die Stahlwerke in Duisburg besuchte, waren die Hochöfen noch Symbole industrieller Stärke. Heute repräsentieren sie den schmerzhaften Wandel einer ganzen Region.
Die Probleme sind vielschichtig: Billige Stahlimporte aus Asien, hohe Energiekosten und die kostspielige Transformation zur klimaneutralen Produktion belasten das Unternehmen. «Wir müssen Kosten senken und gleichzeitig in nachhaltige Technologien investieren», betont Jaroni. Der Konzern plant die schrittweise Umstellung auf grünen Stahl mit Wasserstoff.
Für die Menschen im Ruhrgebiet steht viel auf dem Spiel. Thyssenkrupp ist mehr als nur ein Arbeitgeber – das Unternehmen prägt seit Generationen die Identität der Region. Die Zukunft des Stahls wird entscheiden, ob das industrielle Herz Deutschlands weiterschlägt oder zum Museum wird. Eine Frage, die nicht nur Wirtschaftsjournalisten beschäftigt, sondern die ganze Gesellschaft.