In Wilhelmshaven entsteht ein neues maritimes Kraftzentrum. Hapag-Lloyd, Deutschlands größte Reederei, investiert massiv in den Jade-Weser-Port – mit 38,5 Prozent beteiligt sich das Hamburger Unternehmen am einzigen deutschen Tiefwasserhafen. Der gestern besiegelte Deal markiert eine Zeitenwende: Erstmals steigt die traditionsreiche Reederei selbst ins Terminalgeschäft ein.
«Wir sichern uns langfristig Kapazitäten in einem strategisch wichtigen Hafen», erklärt Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen. Eine Entscheidung mit Signalwirkung für den deutschen Außenhandel, denn die Wilhelmshavener Kaimauern können auch die größten Containerschiffe der Welt bei jedem Tidenstand abfertigen – ein entscheidender Vorteil gegenüber Hamburg.
Für Niedersachsen bedeutet der Deal dringend benötigte Arbeitsplätze. Seit der Eröffnung 2012 kämpfte der Jade-Weser-Port mit Unterlast, nun soll sich das ändern. Schon jetzt haben die Umschlagszahlen um 16 Prozent zugelegt. Auf meinen Recherchereisen durch norddeutsche Hafenstädte beobachte ich seit Jahren den harten Konkurrenzkampf. «Wilhelmshaven hat die besten natürlichen Voraussetzungen der deutschen Nordseeküste», bestätigt auch Professor Burkhard Lemper vom Institut für Seeverkehrswirtschaft.
Die Investition wirft allerdings Fragen für den Hamburger Hafen auf. Werden künftig Containerschiffe an der Elbe vorbeifahren? Der Hafen-Verband zeigt sich gelassen. «Die norddeutschen Häfen ergänzen sich», heißt es dort. Doch unter der Oberfläche brodelt es. Was heute in Wilhelmshaven festgemacht hat, könnte morgen die maritime Landkarte Deutschlands neu zeichnen.