Die Straßen Stuttgarts sind nicht mehr sicher. Seit Monaten liefern sich zwei rivalisierende Gruppen junger Männer einen blutigen Konflikt. Schüsse in Wohngebieten, Machetenangriffe auf offener Straße, Sprengstoffanschläge – was klingt wie Szenen aus einem Actionfilm, ist bittere Realität in Baden-Württembergs Landeshauptstadt. Die Polizei spricht inzwischen offen von einem «Bandenkrieg», der die Region in Atem hält.
Die beiden Gruppen – eine aus dem Raum Stuttgart-Zuffenhausen, die andere aus Esslingen – bekriegen sich seit 2022 mit zunehmender Brutalität. Im Zentrum steht offenbar ein Drogenkrieg um Marktanteile. «Was wir hier erleben, ist eine neue Dimension der Gewalt», sagt Kriminaldirektor Thomas Schöllhammer vom LKA Baden-Württemberg. Die Täter werden immer jünger, viele sind gerade mal 18 oder 19 Jahre alt, wenn sie zu Waffen greifen.
Besonders beunruhigend ist die Eskalation der letzten Monate. Im Juni wurde in Esslingen ein 18-Jähriger durch Schüsse lebensgefährlich verletzt. Kurz darauf explodierten selbstgebaute Sprengsätze vor Wohnhäusern. Bei einem Angriff in Stuttgart-Zuffenhausen hackten Angreifer einem Mann mit einer Machete mehrere Finger ab – am helllichten Tag.
Als ich vor 15 Jahren in Stuttgart-Bad Cannstatt meine ersten Reportagen schrieb, war die Stadt für ihre Sicherheit bekannt. Heute berichten mir besorgte Anwohner, dass sie abends nicht mehr in bestimmte Viertel gehen. Die Angst ist greifbar.
Die Behörden haben inzwischen reagiert. Eine Sonderkommission wurde eingerichtet, mehr als 30 Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Doch die Gewalt geht weiter. «Das ist wie ein Krebsgeschwür, das sich ausbreitet», sagt ein Anwohner aus Zuffenhausen.
Wird Stuttgart zum neuen Brennpunkt der Bandenkriminalität in Deutschland? Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Behörden die Lage in den Griff bekommen. Eines ist klar: Der Rechtsstaat muss hier eine klare Grenze ziehen – sonst droht die Gewalt zum Alltag zu werden. Mehr Informationen zur aktuellen Sicherheitslage gibt es bei der Polizei Baden-Württemberg.