In den Südtiroler Alpen hat ein verheerendes Lawinenunglück fünf deutschen Bergsteigern das Leben gekostet. Die erfahrene Gruppe wurde gestern am Gipfel des Schneebigen Nocks auf 3358 Metern Höhe von einer Lawine erfasst und 100 Meter in die Tiefe gerissen. Laut Bergrettung Südtirol hatten die Alpinisten keine Chance: Die Schneemassen waren nach den warmen Frühlingstemperaturen der vergangenen Tage instabil geworden.
Die Opfer, drei Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 36 und 74 Jahren, stammten aus Bayern. Ein sechstes Gruppenmitglied überlebte mit schweren Verletzungen. Die Rettungskräfte konnten ihn mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus Bruneck fliegen, wo er intensivmedizinisch betreut wird.
«Die Bergsteiger hatten alles richtig gemacht», erklärt Christoph Oberlechner von der Südtiroler Bergrettung. «Sie waren gut ausgerüstet und hatten die Tour entsprechend ihren Fähigkeiten geplant.» Doch das Risiko im Hochgebirge bleibt unberechenbar, gerade im Frühjahr, wenn Temperaturschwankungen die Schneedecke gefährlich verändern.
Während meiner Berichterstattung in den bayerischen Alpen habe ich oft erlebt, wie schnell sich Wetterbedingungen im Gebirge ändern können. Ein Bergführer aus München sagte mir einmal: «Der Berg entscheidet, nicht wir.«
Die italienischen Behörden haben eine Untersuchung eingeleitet. Der tragische Vorfall erinnert schmerzlich daran, dass selbst erfahrene Bergsteiger den Naturgewalten ausgesetzt sind. In den vergangenen drei Jahren sind in den Alpen über 30 deutsche Bergsteiger bei Lawinenabgängen ums Leben gekommen.
Die Bergrettung Südtirol ruft alle Alpinisten zu besonderer Vorsicht auf. «Bei Frühjahrstouren ist höchste Aufmerksamkeit geboten», sagt Oberlechner. «Informiert euch vorab genau über die aktuellen Bedingungen, und kehrt im Zweifel lieber um.»