Die Frankfurter Innenstadt wurde im April zum Schauplatz eines besorgniserregenden Vorfalls: Ein 28-jähriger Mann warf einen E-Scooter von einer Brücke auf Polizeibeamte. Heute begann vor dem Frankfurter Landgericht der Prozess wegen versuchten Mordes. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, gezielt einen Polizisten treffen und töten zu wollen.
Der Vorfall ereignete sich während eines Polizeieinsatzes in der Konstablerwache. Als Beamte gegen Drogendealer vorgingen, soll der Angeklagte aus Wut einen 15 Kilogramm schweren E-Scooter von der Fußgängerbrücke geworfen haben. «Er nahm den Tod eines Menschen bewusst in Kauf», erklärte die Staatsanwältin heute vor Gericht. Der Roller verfehlte den Polizisten nur knapp und zerbarst auf dem Boden.
Während meiner Recherchen in der Frankfurter Szene wurde deutlich, wie angespannt das Verhältnis zwischen manchen Gruppen und der Polizei ist. Ein Sozialarbeiter, der anonym bleiben möchte, berichtete mir: «Die Konstablerwache ist ein sozialer Brennpunkt. Viele fühlen sich von den häufigen Kontrollen schikaniert.»
Der Angeklagte selbst schwieg zum Prozessauftakt. Sein Verteidiger kündigte jedoch an, dass sein Mandant sich zu einem späteren Zeitpunkt äußern werde. Die Polizeigewerkschaft fordert indes ein hartes Urteil, um ein Signal gegen zunehmende Gewalt gegen Einsatzkräfte zu setzen.
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die wachsende Aggressivität im öffentlichen Raum. E-Scooter, eigentlich als moderne Mobilitätslösung gedacht, werden hier zum gefährlichen Werkzeug. Wird das Gericht die Tat als versuchten Mord werten? Das Urteil könnte richtungsweisend sein für ähnliche Fälle von Gewalt gegen Polizei und Rettungskräfte. Der Prozess ist auf mehrere Verhandlungstage angesetzt.