Die legendäre Eisbachwelle im Englischen Garten in München ist seit Mittwochabend verschwunden – ein Schock für die lokale Surfer-Szene. Wo sonst täglich Hunderte Wellenreiter bei fast jedem Wetter ihre Künste zeigen, fließt jetzt nur noch ein flacher Wasserstrom. «Es ist, als hätte jemand den Stecker gezogen», berichtet der 28-jährige Dauer-Surfer Markus Ebner, der die Veränderung als Erster bemerkte.
Die Ursache bleibt rätselhaft. Experten des städtischen Bauamts und der Stadtwerke München untersuchen seit Donnerstagmorgen das Phänomen. «Wir prüfen mehrere Möglichkeiten», erklärt Wasserbau-Ingenieurin Clara Hoffman. «Von einer natürlichen Veränderung des Flussbetts bis hin zu möglichen Bauarbeiten an benachbarten Wasserleitungen kommt vieles in Frage.»
Die 1972 durch zufällige Umbauten entstandene stehende Welle hat sich über Jahrzehnte zu einem Wahrzeichen der Stadt entwickelt. An Sommerwochenenden versammeln sich regelmäßig Hunderte Schaulustige auf der Brücke über dem Eisbach.
Der wirtschaftliche Schaden könnte erheblich sein. Münchens Tourismus-Beauftragter Alexander Weber schätzt: «Die Eisbachwelle lockt jährlich etwa 500.000 Besucher an.» Lokale Surfshops verzeichnen bereits Umsatzeinbußen.
In meinen fast zwei Jahrzehnten Berichterstattung habe ich selten eine so schnelle Mobilisierung der Münchner Stadtgesellschaft erlebt. Eine spontan gegründete Bürgerinitiative sammelt bereits Unterschriften für die Wiederherstellung.
Die Stadt verspricht schnelles Handeln. Oberbürgermeister Reiter versicherte: «Wir werden alles tun, um dieses Stück Münchner Identität zu retten.» Was mich besonders berührt: Selbst Menschen, die nie auf einem Surfbrett standen, empfinden den Verlust der Welle als persönlichen Einschnitt. Vielleicht brauchen wir manchmal solche kleinen Krisen, um den Wert unserer städtischen Besonderheiten neu zu schätzen.