Der Kampf um bezahlbaren Wohnraum nimmt in München eine neue Wendung. Die bayerische Landeshauptstadt orientiert sich jetzt am «Hamburger Modell» – einer Strategie, die in der Hansestadt bereits seit 2011 greift. Kern ist eine verbindliche Quote: 30 Prozent aller neuen Wohnungen müssen künftig gefördert sein. In einer Stadt, wo der Quadratmeter im Schnitt bei 20 Euro liegt, könnte das für viele den Unterschied zwischen Bleiben und Gehen bedeuten.
Seit Jahren beobachte ich, wie Münchner Familien ins Umland ziehen müssen. Der neue Ansatz soll dies ändern. «Wir brauchen dringend mehr bezahlbaren Wohnraum für Menschen mit mittlerem und niedrigem Einkommen», erklärt Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. Der SPD-Politiker sieht in dem Modell einen Weg, die soziale Durchmischung zu erhalten.
Die Immobilienbranche reagiert verhalten. «Zusätzliche Auflagen könnten Investoren abschrecken», warnt Stephan Kippes vom IVD Süd. Gleichzeitig zeigen Erfahrungen aus Hamburg, dass das Modell funktionieren kann. Dort entstanden seit Einführung über 10.000 geförderte Wohnungen – in einer Stadt mit ähnlichem Druck auf dem Wohnungsmarkt.
Besonders bemerkenswert: Das Modell gilt für alle Grundstücke ab einer bestimmten Größe – egal ob öffentlich oder privat. Eine radikale Maßnahme, die zeigt: Die Stadt nimmt den sozialen Wohnungsbau ernst.
Reicht das aus? Der Bedarf ist immens. Experten schätzen, dass München jährlich 8.500 neue Wohnungen bräuchte – eine Zahl, die seit Jahren nicht erreicht wird. Doch zumindest ist jetzt klar: Die Stadt handelt. Und vielleicht wird München bald ein bisschen mehr wie Hamburg – zumindest was die Wohnungspolitik angeht. Mia san mia? Heute heißt es eher: Von anderen lernen.