Seit gestern läuten in Hamburgs Verkehrsbehörde die Alarmglocken. Bei einer Routinekontrolle wurden Risse im Stahlbeton der Norderelbbrücke entdeckt. Täglich fahren rund 120.000 Fahrzeuge über diese wichtige Verbindung der A1, die Hafen und Stadtteile verbindet. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) spricht von «erheblichen Schäden», die nun Experten untersuchen.
Die Frage, die Hamburg in Atem hält: Muss die Brücke gesperrt werden? Die Folgen wären dramatisch. «Eine Vollsperrung würde den Verkehr in der gesamten Metropolregion lahmlegen», erklärt Verkehrsexperte Prof. Michael Ortmann von der TU Hamburg. Er vergleicht das Szenario mit dem «Verkehrsinfarkt» während der A7-Sperrung im letzten Sommer – «nur dass wir diesmal keine gute Umleitung haben.»
Ich erinnere mich noch gut an die Gesichter der Pendler damals. Menschen, die stundenlang im Stau standen, verzweifelt nach Alternativen suchten. Diesmal könnte es schlimmer kommen.
Die DEHOGA Hamburg rechnet bei einer Sperrung mit erheblichen wirtschaftlichen Einbußen. «Wenn Gäste und Lieferanten nicht durchkommen, trifft das unsere Betriebe ins Mark», sagt Präsident Franz Klein.
Die Stadt prüft nun Notfallpläne. Mögliche Szenarien reichen von Teilsperrungen bis zum Ausbau des ÖPNV-Angebots. «Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen», versichert Tjarks. Bis Ende der Woche sollen die Untersuchungsergebnisse vorliegen.
Die Norderelbbrücke zeigt einmal mehr: Hamburgs Infrastruktur kommt in die Jahre. Die Frage ist nicht, ob wir in moderne Verkehrswege investieren müssen, sondern wie schnell wir handeln können, bevor der nächste Verkehrskollaps droht.