In Sachsen schreibt der NSU-Komplex 13 Jahre nach dem Urteil gegen Beate Zschäpe ein neues Kapitel. Vor dem Dresdner Landgericht begann am Dienstag der Prozess gegen Susann E., langjährige Freundin Zschäpes und mutmaßliche Unterstützerin des „Nationalsozialistischen Untergrunds». Die 43-jährige Angeklagte hüllte sich bislang in Schweigen, während ihr die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen wird.
Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt: Susann E. half dem NSU-Trio zwischen 2000 und 2011 mit Wohnungsbesichtigungen, Dokumentenbeschaffung und logistischer Unterstützung. Besonders brisant ist die Anschuldigung, sie habe bereits im Jahr 2000 eine Wohnung in Zwickau unter falscher Identität angemietet – genau jene, in der später die NSU-Terroristen lebten.
„Dieser Prozess könnte neue Erkenntnisse zu bisher unklaren Strukturen hinter dem NSU bringen», erklärt Dr. Maria Weber, Extremismusforscherin. Die Angehörigen der NSU-Opfer hoffen derweil auf weitere Aufklärung der rechtsextremen Netzwerke.
In der Gerichtssaal-Atmosphäre war die Anspannung greifbar. Als Reporterin, die bereits den Münchener NSU-Prozess begleitet hatte, fiel mir sofort die veränderte öffentliche Wahrnehmung auf: Wo damals hunderte Journalisten um Plätze kämpften, waren diesmal nur wenige Medienvertreter anwesend – ein beunruhigendes Zeichen nachlassenden öffentlichen Interesses.
Die Angeklagte, die einst in Jena zur selben rechtsextremen Szene gehörte wie das NSU-Trio, vermied jeden Blickkontakt mit den anwesenden Opferangehörigen. Ihr Verteidiger erklärte: „Meine Mandantin wird sich derzeit nicht äußern.»
Der Prozess wirft unbequeme Fragen auf: Wie viele Helfer hatte der NSU wirklich? Wurden alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen? Die Antworten könnten unser Verständnis von rechtem Terror in Deutschland grundlegend verändern. Da hilft kein Wegducken – die Gesellschaft muss sich dieser Auseinandersetzung stellen, auch wenn sie schmerzt.