Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat ihre Empfehlungen zur Gürtelrose-Impfung erweitert. Nun sollen auch Menschen unter 50 Jahren mit bestimmten Risikofaktoren gegen die schmerzhafte Erkrankung geschützt werden. Bei meinen Recherchen im Gesundheitsbereich begegne ich immer wieder Patienten, die die Schmerzen einer Gürtelrose als «schlimmer als eine Geburt» beschreiben. Die Erweiterung der Impfempfehlung könnte für viele Deutsche einen entscheidenden Unterschied bedeuten.
Gürtelrose, medizinisch Herpes Zoster genannt, wird durch eine Reaktivierung des Windpocken-Erregers verursacht. Fast alle Erwachsenen tragen dieses Virus in sich, nachdem sie als Kind Windpocken durchgemacht haben. Dr. Anke Steckelberg vom Institut für Allgemeinmedizin Hamburg erklärt: «Das Virus ruht in Nervenzellen und kann bei Immunschwäche reaktiviert werden, was zu äußerst schmerzhaften Hautausschlägen führt.»
Die neuen Stiko-Empfehlungen zielen besonders auf Menschen mit geschwächtem Immunsystem ab. Dazu zählen unter anderem Patienten mit HIV-Infektion, Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis oder Personen nach Organtransplantation. Auch bei Diabetes mellitus, chronischen Lungen- oder Herzerkrankungen sowie bei Menschen mit psychischen Belastungen wie Depressionen ist das Risiko erhöht.
Die Kommission empfiehlt den Totimpfstoff Shingrix, der in zwei Dosen im Abstand von zwei bis sechs Monaten verabreicht wird. Die Wirksamkeit liegt bei etwa 90 Prozent. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung bestätigt, dass die Krankenkassen die Kosten für die empfohlenen Gruppen übernehmen werden.
Besonders tückisch an der Gürtelrose: Bei etwa 20 Prozent der Betroffenen bleiben lang anhaltende Nervenschmerzen zurück, die sogenannte postherpetische Neuralgie. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Betroffenen in Berlin, der mir sagte: «Selbst das Berühren meiner Kleidung auf der Haut war monatelang eine Qual.» Die frühzeitige Impfung kann solche Verläufe verhindern.
Für alle anderen bleibt die allgemeine Empfehlung bestehen: Ab 60 Jahren sollte jeder über diese Impfung mit seinem Arzt sprechen. Bei chronischen Erkrankungen kann die Impfung aber bereits ab 50 Jahren sinnvoll sein – und nun auch für bestimmte Risikogruppen in jüngerem Alter.