Die glänzenden Fassaden des Tacheles-Quartiers in Berlin-Mitte strahlen Luxus aus, doch hinter vielen Fenstern herrscht gähnende Leere. Seit über einem Jahr stehen zahlreiche der teuren Wohnungen leer – mitten in der Hauptstadt, wo bezahlbarer Wohnraum Mangelware ist. Der Bezirk Mitte hat nun ein Zweckentfremdungsverfahren gegen die Eigentümergesellschaft eingeleitet. Nach Schätzungen stehen bis zu 90 der insgesamt 166 Luxuswohnungen ungenutzt.
Was früher ein Symbol alternativer Kunst war, ist heute ein Prestigeobjekt für Vermögende. Für Preise zwischen 12.000 und 30.000 Euro pro Quadratmeter wurden die Wohnungen zum Verkauf angeboten. «Der anhaltende Leerstand ist nicht akzeptabel in einer Stadt mit extremer Wohnungsnot», erklärt Bezirksstadtrat Ephraim Gothe (SPD). Die Eigentümergesellschaft PWR Development GmbH rechtfertigt sich mit «komplexen Kaufprozessen» und «langwierigen Genehmigungsverfahren».
Doch diese Erklärung lässt der Bezirk nicht gelten. Nach dem Berliner Zweckentfremdungsverbotsgesetz darf Wohnraum nicht länger als drei Monate leerstehen. Bei Verstößen drohen Bußgelder bis zu 500.000 Euro. Die Eigentümerin muss nun nachweisen, dass sie ernsthaft an einer Vermietung oder einem Verkauf arbeitet.
Als ich vergangene Woche am Tacheles vorbeilief, fiel mir die seltsame Diskrepanz auf: außen blankpolierte Fassaden, innen kaum Leben. Eine Anwohnerin aus der Nachbarschaft berichtete mir: «Die kaufen hier Wohnungen als Geldanlage, nicht zum Leben.»
Für Berlin ist der Fall symptomatisch. Während täglich Menschen verzweifelt Wohnungen suchen, werden Luxusimmobilien oft als bloße Kapitalanlage gehalten. Der Bezirk macht nun deutlich: Auch für die Schönen und Reichen gelten die Regeln des Zweckentfremdungsverbots. Ob dies ein Umdenken bei Investoren bewirkt, wird sich zeigen müssen.