Die Schockwelle in einem Harburger Ausbildungsbetrieb sitzt tief: Ein 21-jähriger Azubi hat gestern seine Kollegin mit einem Messer angegriffen und am Hals verletzt. Die 34-jährige Frau erlitt eine stark blutende Wunde. Nach Angaben der Polizei ereignete sich die Tat in einem Betrieb an der Straße Harburger Schloßstraße, als beide Personen allein im Raum waren.
Der Hintergrund des Angriffs erscheint banal und macht die Tat umso verstörender. Der junge Mann hatte die erfahrene Kollegin um Nachhilfe bei Ausbildungsinhalten gebeten. Während des Gesprächs zog er plötzlich ein Messer und stach zu.
«Solche Gewalttaten treffen uns mitten ins Herz der Gesellschaft«, erklärt Kriminalpsychologin Dr. Claudia Mertens. «Wenn Arbeitsplätze zu Tatorten werden, erschüttert das unser Sicherheitsempfinden besonders.»
Unmittelbar nach der Tat alarmierten andere Mitarbeitende die Polizei, die den Täter noch vor Ort festnehmen konnte. Die verletzte Frau wurde vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht, befindet sich aber nicht in Lebensgefahr. Ein Sprecher des Unternehmens äußerte sich erschüttert: «Wir sind fassungslos und bieten allen Mitarbeitenden psychologische Unterstützung an.»
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich immer wieder erlebt, wie Gewalt am Arbeitsplatz unterschätzt wird. Die Kollegin, die helfen wollte, wurde zum Opfer – ein Muster, das leider immer wieder auftaucht.
Der Täter muss sich nun wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Ermittlungen zu seinen Motiven laufen. Polizeipsychologen vermuten persönliche Konflikte oder psychische Probleme als mögliche Ursachen.
Für Hamburgs Ausbildungsbetriebe wirft der Fall grundsätzliche Fragen auf: Wie können Warnsignale frühzeitig erkannt werden? Und was bedeutet es für junge Menschen, wenn ausgerechnet der Ausbildungsplatz zum Ort der Gewalt wird?