Der Alltag am Hamburger Kreuzfahrtterminal hat seine eigenen Gesetze. Vergangene Woche beobachtete ich, wie Tausende sonnenverwöhnte Passagiere von Bord der «MSC Euribia» strömten – viele mit deutlich mehr Gepäck als bei der Abreise. Der Hamburger Zoll hatte alle Hände voll zu tun. Bei gezielten Kontrollen entdeckten die Beamten unerlaubte Waren im Wert von rund 10.000 Euro.
Die Liste der sichergestellten Gegenstände liest sich wie ein kurioses Sammelsurium. «Besonders auffällig waren diesmal die vielen geschützten Korallen und Muscheln«, erklärt mir Oliver Bachmann vom Hamburger Zoll. «Die Reisenden wissen oft nicht, dass sie damit gegen das Artenschutzabkommen verstoßen.» Allein 15 Kilogramm Korallen wurden beschlagnahmt. Daneben fanden die Beamten gefälschte Designertaschen, unversteuerte Zigaretten und sogar Messer, die unter das Waffengesetz fallen.
In Hamburg und Kiel, den beiden größten Kreuzfahrthäfen im Norden, erleben die Zöllner regelmäßig Überraschungen. Eine ältere Dame aus München versuchte, zwei lebende Schildkröten in ihrem Handgepäck nach Deutschland zu bringen. «Sie war völlig überrascht, dass das nicht erlaubt ist», berichtet Bachmann. Die Tiere wurden beschlagnahmt und in eine Auffangstation gebracht.
Die Unwissenheit vieler Reisender erstaunt mich nach all den Jahren noch immer. Als erfahrene Reporterin, die schon oft am Terminal stand, höre ich immer wieder die gleichen Ausreden. «Davon wusste ich nichts» oder «Das war ein Geschenk» sind Klassiker. Dabei informiert der Zoll ausführlich auf seiner Website über Einfuhrbestimmungen.
«Wir sind keine Spielverderber«, betont Bachmann. «Aber Artenschutz und Verbraucherschutz nehmen wir ernst.» Besonders wenn große Kreuzfahrtschiffe anlegen, verstärkt der Zoll sein Personal. Bei der «MSC Euribia» waren 14 Beamte im Einsatz – nicht übertrieben bei fast 6.000 Passagieren.
Die Kontrollen werden auch in Zukunft nötig bleiben. Denn während Hamburg sich als Kreuzfahrtstandort weiterentwickelt, bleibt die Herausforderung: Wie schafft man das Gleichgewicht zwischen Tourismus und Rechtssicherheit? An den Gesichtern der Reisenden, deren Souvenirs konfisziert werden, sehe ich immer wieder: Der schönste Urlaub kann einen bitteren Nachgeschmack bekommen – wenn man die falschen Mitbringsel im Koffer hat.