Die Sehnsucht nach Antworten treibt Münchner auf die Straße. Seit dem 23. September 2023 wird die 39-jährige Scarlett Salice vermisst – ein Fall, der Polizei und Familie vor ein Rätsel stellt. Nun haben Unterstützer eine großangelegte Plakataktion gestartet, um neue Hinweise zu sammeln. Die Frau verließ an jenem Herbsttag ihre Wohnung im Stadtteil Schwabing und wurde seitdem nicht mehr gesehen.
Als Journalistin begleite ich seit Jahren Vermissten-Fälle, doch selten erlebt man eine solche Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung. Die Familie gibt nicht auf. «Wir kämpfen jeden Tag», sagt Scarletts Bruder Christian bei unserem Telefonat. «Jede Information könnte entscheidend sein.» Die Plakate, die nun in der Innenstadt und besonders im Englischen Garten angebracht wurden, zeigen ein Porträt der Vermissten und beschreiben ihre Erscheinung: 1,65 Meter groß, schlank, braune Haare.
Die Polizei München hat mehrfach intensiv gesucht – mit Hunden, Tauchern und Drohnen. «Alle Ermittlungsansätze wurden verfolgt, bislang leider ohne Erfolg», erklärt Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins. Der Fall sei weiterhin offen. Besonders tragisch: Der letzte bekannte Aufenthaltsort von Scarlett war nahe dem Kleinhesseloher See im Englischen Garten, wo ihr Handy geortet wurde.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich gelernt, dass manchmal ein einzelner Hinweis aus der Bevölkerung den entscheidenden Durchbruch bringen kann. Ich sehe, wie die Plakate Passanten innehalten lassen. Eine ältere Dame bleibt stehen, notiert sich die Kontaktnummer. «Man denkt immer, sowas passiert nur woanders», murmelt sie.
Für die Angehörigen bedeutet jeder Tag ohne Nachricht eine neue Belastungsprobe. Die Hoffnung jedoch bleibt. In München zeigt sich einmal mehr: Das Schicksal eines Menschen berührt eine ganze Stadt. Wer etwas weiß, sollte sich umgehend bei der Polizei melden. Hinter jedem Vermisstenfall steckt nicht nur eine Akte, sondern ein Leben voller unerzählter Geschichten.