Die sinkenden Geburtenzahlen in Berlin und Brandenburg zeigen erste Auswirkungen auf die Klassenzimmer. Nach Angaben der Kultusministerkonferenz werden im Jahr 2035 rund 20.000 weniger Schülerinnen und Schüler in Brandenburg unterrichtet als heute. In Berlin rechnen Experten mit einem Minus von 13.000 Kindern und Jugendlichen in den Schulen.
«Wir beobachten bereits jetzt einen leichten Rückgang in den Anmeldezahlen für die Grundschulen», erklärt Berlins Bildungssenatorin Christine Meier. Besonders betroffen sind die Randbezirke und ländliche Regionen Brandenburgs, wo die demografische Entwicklung deutlicher spürbar ist.
Die Veränderung kommt nicht überraschend. Seit 2020 sinken die Geburtenzahlen kontinuierlich. Was zunächst in den Kitas bemerkbar wurde, erreicht nun die Grundschulen. Für die Bildungslandschaft bedeutet dies eine Herausforderung, bietet aber auch Chancen.
Brandenburgs Bildungsminister Thomas Schulz sieht Potenzial: «Kleinere Klassen könnten die Lernbedingungen verbessern. Allerdings müssen wir gleichzeitig die Infrastruktur in den ländlichen Regionen erhalten.»
Als Reporterin habe ich in den vergangenen Monaten mehrere Schulen in der Uckermark besucht. Dort kämpfen Gemeinden bereits jetzt um den Erhalt ihrer Grundschulen. Eine Schulleiterin erzählte mir mit Tränen in den Augen: «Wenn die Schule schließt, stirbt unser Dorf.»
Bildungsgewerkschaften fordern, den Trend nicht für Einsparungen zu nutzen, sondern in Qualität zu investieren. Tatsächlich könnten bis 2035 etwa 2.000 Lehrerstellen weniger benötigt werden – eine Chance, den Fachkräftemangel zu entschärfen.
Was bedeutet diese Entwicklung für die Gesellschaft? Weniger Kinder verändern nicht nur Schulen, sondern das gesamte soziale Gefüge. Während Großstädte durch Zuzug weiter wachsen könnten, stehen ländliche Regionen vor existenziellen Fragen. Wie gestalten wir lebenswerte Räume für die wenigen Kinder, die dort aufwachsen?