Die Überraschung war groß, als Julian Nagelsmann seinen Kader für die anstehenden Nations-League-Spiele bekanntgab und der Name Angelo Stiller fehlte. Der 23-jährige Mittelfeldstratege des VfB Stuttgart spielte eine überragende Saison und war maßgeblich am Höhenflug der Schwaben beteiligt. Viele Experten sahen ihn bereits als legitimen Nachfolger von Toni Kroos im DFB-Team.
Jetzt erklärte Nagelsmann seine Entscheidung: «Angelo hat eine fantastische Entwicklung genommen. Er ist ein Spieler, der im Aufbauspiel sehr gut ist, der aber, wenn wir ehrlich sind, viele Attribute hat, die Toni Kroos auch hatte.» Genau hier liegt das Problem: Nach Kroos› Rücktritt sucht der Bundestrainer nach anderen Spielertypen im Mittelfeld. «Wir wollen im Zentrum variabler werden und andere Profile einbringen», so Nagelsmann gegenüber den Stuttgarter Nachrichten.
Fußballexperte Thomas Berthold sieht das kritisch: «Stiller hat bewiesen, dass er auf höchstem Niveau bestehen kann. Seine Passgenauigkeit und Übersicht sind beeindruckend. Man sollte dieses Talent nicht ignorieren.» Tatsächlich weist Stiller mit 91,3% erfolgreichen Pässen eine der besten Quoten der Bundesliga auf und kreierte in der vergangenen Saison 47 Torchancen.
Die Entscheidung zeigt, wie der deutsche Fußball nach neuen Wegen sucht. Nagelsmann betont: «Angelo bleibt definitiv auf unserem Radar.» Für Stiller bedeutet das: weitermachen und sich für die WM 2026 empfehlen. Die Frage bleibt, ob wir uns einen Luxus leisten, einen der besten Mittelfeldspieler der Liga zuhause zu lassen. Vielleicht erinnern wir uns in zwei Jahren an diese Entscheidung – entweder als weise Weichenstellung oder als verpasste Chance.