Die Kindschaftsstreitigkeit der Hamburger Unternehmerfamilie Block nahm gestern vor Gericht eine dramatische Wendung. Im Prozess gegen vier Männer, denen die gewaltsame Entführung der beiden Kinder von Christina Block vorgeworfen wird, wurden erschütternde Tonaufnahmen abgespielt. Die Szenen spielten sich in der Silvesternacht in Dänemark ab, als die beiden Kinder von ihrem Vater weggebracht wurden.
«Nein, Papa, bitte, ich will nicht», hört man die Tochter auf den Aufnahmen verzweifelt rufen. Die Stimme des Sohnes fleht: «Hör auf, hör auf!» Das Landgericht Hamburg ließ die Aufzeichnungen aus dem Mobiltelefon eines der Angeklagten abspielen. Die 13-jährige Tochter und der 10-jährige Sohn waren zuvor bei ihrem Vater in Dänemark, wo sie seit Jahren leben.
Die vier Angeklagten sollen im Auftrag der Mutter gehandelt haben. Nach der mutmaßlichen Entführung wurden die Kinder nach Hamburg gebracht und der Mutter übergeben. Ein 50-jähriger Angeklagter schilderte, wie er von einem Mittelsmann angesprochen wurde: «Er sagte, es gehe um eine Rückführung von Kindern zu ihrer Mutter.»
Als Journalistin, die viele Familienkonflikte begleitet hat, erschüttert mich die Brutalität, mit der hier Kinder zum Spielball erwachsener Interessen werden. Ich erinnere mich an ähnliche Fälle in Baden-Württemberg, die nie diese mediale Aufmerksamkeit erhielten.
Der Vater der Kinder erlitt bei dem Vorfall Verletzungen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll er mit Pfefferspray attackiert und zu Boden gestoßen worden sein. Die Kinder kehrten später nach richterlicher Entscheidung zum Vater zurück.
Der Fall wirft grundsätzliche Fragen auf: Wie weit darf Liebe zu Kindern gehen? Wann wird elterliche Sorge zur Besessenheit? In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten einen Fall erlebt, bei dem die Grenzen zwischen Recht und Unrecht so verschwimmen.