In Frankfurt schwinden die Hoffnungen auf eine baldige wirtschaftliche Erholung Deutschlands. Die fünf Wirtschaftsweisen haben ihre Prognose für 2026 drastisch gesenkt: Sie rechnen nur noch mit 0,9 Prozent Wachstum statt der bisher erwarteten 1,4 Prozent. Für 2025 bleibt die Vorhersage bei 1,1 Prozent, wie der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung gestern mitteilte.
«Die deutsche Wirtschaft steckt in einer Strukturkrise«, erklärt Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats. «Wir sehen eine gefährliche Kombination aus kurzfristigen Problemen und langfristigen Versäumnissen.» Die Experten nennen als Hauptgründe die schwache Weltkonjunktur, anhaltende geopolitische Spannungen und den schleppenden Strukturwandel in der Industrie.
Besonders der Arbeitsmarkt bereitet Sorgen. Die Wirtschaftsweisen erwarten einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 6,1 Prozent im kommenden Jahr. Aus meiner Erfahrung als Wirtschaftsjournalist kann ich sagen: Diese Zahlen spiegeln sich bereits in den Gesprächen, die ich mit mittelständischen Unternehmern in Düsseldorf führe. Viele halten sich mit Investitionen zurück.
Eine kleine Erleichterung bringen die sinkenden Inflationsprognosen. «Die Preissteigerungen werden sich 2025 bei etwa 1,8 Prozent einpendeln», so Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier. «Das verschafft den Verbrauchern etwas Luft.» Dennoch bleibt die Kaufkraft vieler Haushalte unter Druck.
Für unsere Volkswirtschaft steht viel auf dem Spiel. Die Experten fordern dringend Strukturreformen: Mehr Investitionen in Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur. Die Frage ist nicht, ob wir uns das leisten können – sondern ob wir es uns leisten können, diese Investitionen weiter aufzuschieben.