Die Wellen schlagen hoch, nachdem das Hamburger Amtsgericht gestern die Kapitänin der Hafenfähre «Finkenwerder» zu einer Geldstrafe von 4.500 Euro verurteilt hat. Im Mai 2022 war ihr Schiff mit voller Fahrt gegen die Fähranleger Blankenese geprallt. 19 Menschen wurden verletzt, einige schwer. Die Richterin sah es als erwiesen an, dass die 56-jährige Schiffsführerin fahrlässig gehandelt hatte.
«Ich habe in dem Moment alles richtig gemacht», beteuerte die Angeklagte unter Tränen vor Gericht. Doch die technischen Gutachten sprachen eine andere Sprache. Der Vorwurf: Sie hatte nach einer Fehlfunktion der Steuerung nicht rechtzeitig auf Handsteuerung umgeschaltet. Laut Sachverständigen hätte sie noch 20 Sekunden Zeit gehabt, den Aufprall zu verhindern.
Als ich die Aussagen der Betroffenen hörte, wurde mir wieder einmal bewusst, wie schnell Routine zur Gefahr werden kann. Ein 73-jähriger Fahrgast berichtete: «Ich sah den Anleger immer näher kommen und dachte nur: Das geht nicht gut aus.» Er erlitt einen Rippenbruch und Prellungen.
Besonders dramatisch war die Situation für eine junge Mutter, deren Kinderwagen umstürzte. Ihr acht Monate altes Baby fiel auf den Boden und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. «Das war der schlimmste Moment meines Lebens», sagte sie als Zeugin aus.
Die HADAG, Betreiberin der Hafenfähren, hat inzwischen die Sicherheitsvorschriften verschärft. Alle Kapitäne müssen zusätzliche Trainings für Notfallsituationen absolvieren. Die Sicherheit auf dem Wasser ist für unsere Hafenstadt von elementarer Bedeutung – und manchmal braucht es leider erst einen Unfall, um Schwachstellen im System aufzudecken.