Bahnfahrer müssen sich weiter mit Verspätungen arrangieren. In den kommenden Monaten wird sich die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn nicht verbessern, kündigte die neue Fernverkehrschefin Stefanie Berk an. Sie nennt die anhaltenden Bauarbeiten am maroden Schienennetz als Hauptgrund.
«Unser Ziel bleibt eine Pünktlichkeit von 80 Prozent», sagte Berk dem SPIEGEL. «Aber das wird in diesem Jahr nicht mehr gelingen.» Aktuell kommen nur etwa 62 Prozent der ICE- und IC-Züge pünktlich an – als pünktlich gilt ein Zug, wenn er weniger als sechs Minuten Verspätung hat.
Besonders in Hamburg erlebe ich als regelmäßige Bahnfahrerin, wie sich die Baustellensituation zuspitzt. Pendler stehen frustriert auf Bahnsteigen, Anschlusszüge werden verpasst. Die Bahn investiert derzeit so viel wie nie zuvor in die Sanierung ihrer Infrastruktur – allein 2024 fließen rund 16,4 Milliarden Euro in das Schienennetz.
«Die Pünktlichkeitswerte spiegeln den desolaten Zustand der Infrastruktur wider», erklärt Verkehrsexperte Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Ein Problem, das nicht über Nacht zu lösen ist.
Bis Ende 2024 werden weitere Streckenabschnitte für Generalsanierungen gesperrt, darunter wichtige Verbindungen zwischen München und Nürnberg. Fahrgäste müssen weiterhin Geduld aufbringen. Die Baumaßnahmen sind alternativlos – ohne sie droht dem deutschen Schienennetz der Kollaps.
Für Reisende bleibt vorerst nur der Trost: Jede Baustelle heute soll morgen zu mehr Pünktlichkeit führen. Ob dieses Versprechen hält, wird sich in den kommenden Jahren zeigen müssen.