Der Streit um die Zukunft der deutschen Rente erreichte gestern einen neuen Höhepunkt. Im Bundestag sollte das umstrittene Rentenpaket der Ampel-Koalition heute abgestimmt werden – doch nun fordert CDU-Politikerin Karin Prien, stellvertretende Parteivorsitzende, einen Aufschub. «Dieses überstürzte Verfahren wird der Tragweite des Themas nicht gerecht», erklärte sie in einer Pressekonferenz in Berlin.
Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts werden bis 2035 etwa 4,3 Millionen Menschen mehr in Rente sein als heute. Die Finanzierung dieses demografischen Wandels steht im Zentrum der Debatte. Das Rentenpaket sieht vor, das Rentenniveau bei 48 Prozent zu stabilisieren und gleichzeitig den Beitragssatz auf maximal 22,3 Prozent zu begrenzen.
«Wir können nicht einfach die Augen verschließen vor den Kosten, die auf die jüngere Generation zukommen», sagte Finanzexperte Dr. Julian Reichert vom Institut für Wirtschaftsforschung. Die Ampel-Koalition verteidigt hingegen ihre Pläne. Arbeitsminister Scholz betont: «Wir sichern die Rente für alle Generationen – sowohl für heutige als auch für künftige Rentner.»
Besonders umstritten ist die geplante Aktienrente. Die FDP pocht auf diesen kapitalgedeckten Teil, während die SPD Bedenken anmeldet. Als ich vergangene Woche in München mit Rentnern sprach, zeigte sich: Viele verstehen die komplexen Modelle kaum, fürchten aber steigende Beiträge und sinkende Leistungen.
Die Union fordert nun grundlegende Nachbesserungen. «Wir müssen alle drei Säulen der Altersvorsorge stärken», betont Prien. Damit meint sie die gesetzliche Rente, betriebliche Altersvorsorge und private Vorsorge. Ob die Abstimmung tatsächlich verschoben wird, entscheidet sich morgen im Ältestenrat.
Die Rentendebatte spiegelt ein grundsätzliches Dilemma wider: Wie können wir Altersarmut vermeiden, ohne die arbeitende Bevölkerung zu überfordern? Eine Frage, die uns alle angeht – und die weit über Parteipolitik hinausreicht.