Die Altersarmut bei Babyboomern wird zum gesellschaftlichen Problem. Der renommierte Ökonom Hans-Werner Sinn warnt in einem aktuellen Interview vor drastischen Folgen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung droht jedem fünften Rentner künftig der Abstieg unter die Armutsgrenze.
«Wir werden bei den Babyboomern eine schlimme Altersarmut sehen», warnt Sinn. Das deutsche Rentensystem stehe vor dem Kollaps, denn die demografische Entwicklung sei «verheerend». Der Wirtschaftsexperte kritisiert besonders das Konzept der Aktienrente: «Die bringt auf mittlere Sicht überhaupt nichts.»
In Hamburg beobachte ich bereits seit Jahren die Folgen dieser Entwicklung. Immer mehr Menschen im Rentenalter tragen Zeitungen aus oder sammeln Pfandflaschen. Ein Phänomen, das sich ausbreitet.
Die Bundesregierung versucht gegenzusteuern. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) plant ein «Rentenpaket II», das das Rentenniveau bei 48 Prozent stabilisieren soll. Doch Experten zweifeln an der Finanzierbarkeit. «Wenn die Politik so weitermacht, werden die Sozialabgaben auf über 50 Prozent steigen», sagt Sinn.
Besonders problematisch: Viele Babyboomer haben unterbrochene Erwerbsbiografien, arbeiten in Teilzeit oder im Niedriglohnsektor. Eine Rentnerin aus München erzählte mir kürzlich: «Trotz 40 Jahren Arbeit reicht meine Rente kaum zum Leben. Das hätte ich nie gedacht.»
Was bedeutet das für uns alle? Die Kluft zwischen Arm und Reich wird im Alter weiter wachsen. Wir brauchen neue Lösungsansätze für ein gerechtes Rentensystem. Die Frage ist: Sind wir bereit, rechtzeitig umzusteuern?